Die Feldgrille ist von der Umweltorganisation Pro Natura zum Tier des Jahres 2014 gewählt worden. Die meisten dürften das Insekt bislang nur akustisch wahrgenommen haben. Die geschlechtsreifen Männchen zirpen im Werben um die Weibchen um die Wette.
Diese Signale sind im Sommer auf extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden mit einer Lautstärke von bis zu 100 Dezibel zu hören. Am wohlsten fühlen sich die rund zwei Zentimeter langen Insekten an sonnigen Hängen in tieferen Lagen.
Optisch ist die Feldgrille eher unauffällig und nicht dazu prädestiniert, beim Betrachter einen «Jö-Effekt» auszulösen. Sie ist schwarz, mit einem bulligen Körper und einem mächtigen Kopf. Das Insekt erinnere an ein Alien aus der Welt des Films, schreibt Pro Natura in einer Mitteilung vom Montag.
Die Wahl zum Tier des Jahres hat die Grille denn auch weder ihrem Gezirpe noch ihrem Erscheinungsbild zu verdanken, sondern vielmehr ihrem Lebensraum. Seine Vorliebe für sonnige Hanglagen teilt sich das Insekt nämlich mit «Immobilien-Unternehmen und Ortsplanern», wie Pro Natura schreibt. So manches Feldgrillen-Paradies falle deshalb Überbauungen zum Opfer.
Nicht gefährdet, aber verletzlich
Der Lebensraum der Feldgrille fällt aber nicht nur der Zersiedelung zum Opfer. Auch die Intensivierung der Landwirtschaft im Mittelland sowie die Verbuschung nicht mehr bewirtschafteter Hänge machen dem Insekt gemäss Pro Natura zu schaffen. Die Wahl der Feldgrille sei deshalb ein Plädoyer für mehr bunte, artenreiche Wiesen und Weiden in der Schweiz.
Zwar gehört die Feldgrille nicht zu jenen 40 Prozent der Heuschreckenarten, die als gefährdet gelten. Doch weil die Tiere nicht fliegen können, leben viele Populationen quasi auf Inseln, wie Pro Natura schreibt. Dadurch sei die an sich häufige Art verletzlich, lokal könne die Feldgrille aussterben.
Bleibt noch die Frage, wie die Feldmusikanten ihren markanten Klang erzeugen. Als sogenanntes Stridulationsorgan dienen den Männchen die Vorderflügel. Diese sind auf der Unterseite mit 140 feinen Zähnchen versehen. Diese lassen die Tiere wie einen Kamm und in hoher Geschwindigkeit über eine glatte Kante am Rand des anderen Flügels streichen.
Nachfolgerin der Geburtshelferkröte
Pro Natura scheint eine Vorliebe für die Wahl von optischen Aussenseitern zu haben. Vorgängerin der Feldgrille war die Geburtshelferkröte, das Jahr zuvor gehörte dem «Braunen Langohr», einer gefährdeten Fledermausart.