Der Basler Jungunternehmer und ETH-Student Michael Berli hat zusammen mit einem Studienfreund die Firma Selfnation gegründet. Geschäftszweck: Die perfekt sitzende Jeans für jede Frau herstellen.
Es läuft gut für Michael Berli. Der blonde Informatikstudent mit dem weissen Hemd lächelt verschmitzt: «Momentan läuft alles so, wie wir es uns erträumt hatten.» Mit seinem Studienfreund Andreas Guggenbühl hat der 25-jährige Berli ein eigenes Unternehmen gegründet. Selfnation stellt mittels genauster Berechnungen und 3D-Visualisierungen massgefertigte Frauenjeans her. Die Firma, die ihre Webseite erst im Dezember letzten Jahres aufschaltete, ist auf Erfolgskurs: Soeben haben die zwei Studenten den Venturekick-Wettbewerb für Jungunternehmer und eine Preissumme von 130’000 Franken gewonnen.
Stoff aus Mailand, Design aus Berlin
Hinter dem Erfolg des Unternehmens steht eine gute Idee und ein effizientes Umsetzungskonzept. Um eine Jeans zu bestellen, muss die Kundin acht verschiedene Masse auf der Webseite eingeben. Anhand der Daten wird der Unterkörper der Kundin mitsamt Jeans als 3D-Modell visualisiert. Wenn die Kundin zufrieden ist mit dem Stil der Jeans, wird das passende Schnittmuster berechnet.
Für das Unternehmen sind mittlerweile zwei Designer in Berlin und mehrere Informatiker und Mathematiker tätig, die mit ihren Berechnungen die Passform der Jeans laufend optimieren. Der verwendete Jeansstoff stammt aus Mailand, designt werden die Hosen in Berlin und hergestellt in einer eigenen Manufaktur in Bayern. «Wir wollen den Leuten garantieren, dass ihre Jeans unter fairen Bedingungen hergestellt wird», erklärt Berli. Das allerdings hat seinen Preis: 219 Franken kostet ein Paar Selfnation-Jeans. «Nicht so viel», findet Berli, «wenn man sich die Qualität des Produktes und den Komfort von perfekt sitzenden Jeans vor Augen führt.»
Nach der Spanisch-Matura an die ETH
Die Begeisterung für das Projekt ist Berli anzumerken. «Das Unternehmertum hat mich schon immer fasziniert», erklärt er. Schon während seiner Schulzeit am Gymnasium Leonhard habe er sich für Informatik interessiert. Ein Jahr nach der Spanisch-Matura im Jahre 2009 begann Berli das Informatik-Studium an der ETH in Zürich. Mittlerweile gehören neun Leute zu seinem Team in Zürich und Berlin, mit sechs weiteren arbeitet er zusammen in einem Büro im Zürcher Technopark.
Die Mitarbeitenden sind frische Uniabgänger und allesamt noch keine 30 Jahre alt. «Wir sind ein junges Team», sagt Berli, «aber wir erhalten viel Unterstützung von Branchenexperten.» Um regelmässig Fortschritte zu machen, steht das Team in regem Kontakt mit erfahrenen Unternehmern, die die Firmenverantwortlichen in ihren Entscheidungen beraten.
Männerkollektion startet im Oktober
Wie kamen Berli und Guggenbühl eigentlich auf die Idee, Frauenjeans herzustellen? Berli lacht: «Jeder Mann kennt die Situation, wenn die Freundin oder die Kollegin frustriert aus der Garderobe kommt, weil ihr bereits die zehnte Hose nicht passt.» Vielen Frauen falle der Hosenkauf schwer. «Gleichzeitig sind Jeans das meistverkaufte Kleidungsstück überhaupt.»
Im Oktober bringt das Unternehmen eine Männerkollektion auf den Markt. Für die nahe Zukunft ist ausserdem die Eröffnung eines Ladens in Berlin vorgesehen, und auch mit dem skandinavischen Markt liebäugeln die jungen Unternehmer.
Die grossen Ambitionen lassen auf einen strengen Arbeitsalltag schliessen. «Wir arbeiten viel», gibt Berli zu, «aber nicht Tag und Nacht.» Selbst wenn die Jungunternehmer früh Tagwacht haben, dann nicht zwangsläufig um zu arbeiten: «Jeden Mittwochmorgen stehen wir um fünf Uhr auf und gehen zusammen fischen.»