Nach den schweren Krawallen Freitagnacht geht die Staatsanwaltschaft von einer linksextremen Täterschaft aus. In der Basler Szene weiss man aber nichts über die Angreifer. Die Ausschreitungen führten zu Sachschäden von mehr als 300’000 Franken.
Nach den schweren Ausschreitungen in der Freitagnacht steht eine Frage im Raum: Was hat die Krawalle in der Innenstadt und im St. Johann ausgelöst? Rund 50 vermummte, schwarz Gekleidete waren durch die Strassen gezogen, sie warfen Schaufenster ein, attackierten Polizeipatrouillen. Eine politische Botschaft hinterliessen sie nicht.
Die Polizei reagierte mit Härte. Augenzeugen schildern einen massiven Einsatz von Gummischrot in der St. Johanns-Vorstadt. Dort wurden die Randalierer kurz vor 23 Uhr eingekesselt. Bilder, die der TagesWoche vorliegen, zeigen die Festnahme einer Person – und die blutigen Spuren davon.
Sprung in den Rhein
Im Quartier kam es zu regelrechten Verfolgungsjagden. Eine Augenzeugin schildert, wie zwei Polizisten hinter einem Flüchtigen herjagten und mit Gummischrot nach der Person schossen, als diese die Treppe zum Rheinbord runterrannte. Die Person soll sich mit einem Sprung in den Rhein der Verhaftung entzogen haben. Ein Polizeiboot suchte danach den Fluss ab. Über den Verbleib der Person ist nichts bekannt.
Erste Erkenntnisse liegen dafür über die Schadensbilanz vor: Mindestens eine Demonstrantin und zwei Polizisten wurden verletzt; der Sachschaden beträgt bis Dato 300’000 Franken, teilt die Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit. Erwartet wird, dass der Schaden noch höher ausfällt.
14 Festgenommene
14 Personen hat die Polizei festgenommen, für sieben davon wird vor dem Zwangsmassnahmengericht Untersuchungshaft beantragt. Ihnen wird qualifizierte Sachbeschädigung, Landfriedensbruch, Gewalt und Drohung gegen Beamte und Körperverletzung vorgeworfen.
Was das Motiv hinter den Krawallen ist, darüber herrscht nach wie vor Unklarheit. Die Staatsanwaltschaft vermutet laut Sprecher Peter Gill, dass die Randalierer aus der linksextremen Szene stammen. An was er das festmacht, sagt Gill nicht. Die Festgenommenen kommen aus der ganzen Schweiz, eine Person ist Holländer mit Wohnsitz Holland. Das deutet daraufhin, dass die Krawalle nicht der lokalen Szene entspringen.
Ärger in der Basler Szene
In linksalternativen Kreisen weiss man laut Gewährsleuten der TagesWoche nichts über die Gruppe. Man vermutet aufgrund der Routenwahl und späteren Einkesselung, dass die Aktion nicht in Basel geplant wurde. Anders als vor anderen Demonstrationen folgte dieses Mal auch kein Aufruf per SMS an den Aktivistenkreis.
Die Verärgerung in der Szene jedenfalls ist gross: Die Krawalle, so befürchtet man, werde die eigenen Anliegen in Misskredit ziehen.