Seit 20 Jahren flankiert die Liste mit ihrem Fokus auf ganz junge Galerien die Art Basel. Zum Jubiläum fragen wir bei Direktor Peter Bläuer deshalb mal nach: Wie war das denn so in den letzten 20 Jahren? Und wie siehts aus mit der Zukunft?
Jedes Jahr fast kann man irgendwo lesen, dass die Liste sich neben der Art Basel den zweiten Platz auf der Basler Kunstmessen-Rangliste gesichert hat und damit «etabliert sei». Das klingt dann, als wäre die Liste etwas ganz Neues – dabei feiert die einst einzige Nebenmesse dieses Jahr ihren 20. Geburtstag.
Und etabliert ist die Liste schon lange. Darum kann ihr auch keine der anderen, jüngeren Messen, die sich in Basel Mitte Juni inzwischen alljährlich tummeln, das Wasser reichen.
Vielleicht liegt die Verwirrung mancher Schreibender darin, dass der Liste lange der Zusatz «The Young Art Fair» anhaftete. Bis vor zwei Jahren, dann trennte man sich davon. Schliesslich war die Liste definitiv erwachsen geworden und derart bekannt, dass eine Erklärung zumindest in der einschlägigen Szene nicht mehr nötig war.
Sprungbrett für viele
1996 wurde die Liste gegründet, seither haben über 300 Galerien dort ausgestellt, viele davon haben sogar ihren allerersten Messestand betrieben. Einige sind wieder in der Versenkung verschwunden, andere aber haben es nach ganz oben geschafft – David Zwirner (New York) zum Beispiel oder The Modern Institute (Glasgow), neugerriemschneider (Berlin) oder die Foksal Gallery Foundation (Warschau): Sie haben alle den Weg über die Liste gemacht.
Also schauen wir in die Zukunft: Wie lange bleiben Sie der Liste noch erhalten – oder anders gefragt: Sind Sie noch nicht müde?
Nach 20 Jahren gibt es auch Ermüdungserscheinungen, aber grundsätzlich ist die Arbeit sehr abwechslungsreich. Langweilig wird es mir nicht. Ich bin jetzt 63, und mit 65 werde ich dann AHV und Pension bekommen. Ich muss also dann auch nicht mehr fürs Geld arbeiten (lacht). Dann werde ich auch einmal aufhören und diese schöne Geschichte einer jüngeren Generation weitergeben. Mit neuen Ideen. Und viel Energie. Ich freue mich auch darauf, dann Zeit für anderes zu haben.
Was, wenn der Nachfolger oder die Nachfolgerin entscheidet, dass die Liste in einer Halle besser aufgehoben ist als im Warteck?
Ich gebe es sicher an jemanden weiter, der diesen Geist, diesen Ort mag und weiter pflegen wird. Das Warteck ist ein wunderbarer Ort, aber sicher werden neue Leute neue Ideen haben. Das soll auch so sein.
Warum ist die Liste eigentlich nie in eine andere Stadt gezogen?
Das haben wir schon auch in Betracht gezogen. Aber irgendwie ist es nie passiert. Es muss doch vieles «stimmen», um einen solchen Schritt zu tun. Wenn, dann soll es mindestens so gut, wenn nicht besser sein. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Wie viele Kunstwerke haben Sie an der Liste in 20 Jahren gekauft?
Ich habe immer mal wieder Kunst gekauft. Aber ich bin kein Sammler, sondern ein «Manchmal»-Käufer. Und da kommt schon was zusammen, gezählt habe ich die Werke nie. Aber unsere recht grosse Wohnung ist bereits zu klein, um alles zu platzieren, was wir besitzen.
«Ich bin eher der harmoniesuchende Mensch. Aber ‹gekracht› hats schon ab und zu, und das auch mit Galeristen.»
Und würden Sie alle heute nochmal kaufen?
Nein. Es ist schon sehr interessant, mit Kunstwerken zu leben. Gewisse werden «besser» oder interessanter, und andere werden «schwächer» und interessieren mich heute weniger – aber das gehört dazu. Und das ist das Interessante für mich an der Kunst: Sich auf etwas einlassen, was man noch nicht ganz versteht. Und nicht schon alles weiss. Wie in einer Beziehung: Sich auf jemanden einlassen, einen Weg zusammen gehen und immer neue Erfahrungen sammeln. Und immer wieder überrascht werden, erstaunt sein – und nicht verstehen.
Haben Sie sich mit einem Galeristen mal so richtig verkracht?
Ich habe mich in meinem Leben noch selten mit jemandem so richtig verkracht. Ich bin eher der harmoniesuchende, kompromissfindende, versöhnliche Mensch. Aber «gekracht» hats schon ab und zu, und das auch mit Galeristen. Man kann sich die Menschen ja nicht alle aussuchen, mit denen man arbeitet, und da gab es schon mal Zoff.
Gibt es eine Frage, die Sie von Journalisten zu oft gehört haben?
Es wäre wirklich interessant, Statistik zu führen. Ich habe schon manchmal das Gefühl, dass «alle» Journalisten seit 20 Jahren das Gleiche fragen. Die häufigste Frage ist sicher: Was ist in diesem Jahr neu? – und ich vermute, man möchte «grösser», «verrückter» etc. hören. «Action» eben, und nicht, wie das bei uns ist: Es hat in diesem Jahr 13 neue Galerien, und 66 sind dieselben wie im Vorjahr und alle bringen neue Kunstwerke mit … Tja, das findet man, so vermute ich, langweilig und nicht medienwirksam.
Welche Frage hätten Sie denn in 20 Jahren gerne beantwortet – sie aber nie gehört?
Generell hätte ich gerne gehabt, wenn man etwas mehr über die Kunst geredet, über Werke debattiert hätte und nicht um all die Superlativen, das ganze Drum und Dran, welcher Promi kam etc. Wahrscheinlich reicht ja auch der Bundesrat nicht mehr zur Sensation (lacht). Aber das macht nicht die Qualität der Liste aus.
PS: Wir fassen zusammen, auch wenn wir die Frage «Was ist in diesem Jahr neu?» nicht explizit gestellt hatten: 79 Galerien aus 31 Ländern werden dieses Jahr an der Liste ausstellen – 13 davon sind zum ersten Mal dabei – und neue Kunstwerke mitbringen. Stattfinden tut das alles wie gewohnt im Warteck in Basel, vom 16. bis 21. Juni.
PPS: Und übrigens: Wir gratulieren!