Die neue alte Markthalle – ein Projekt mit Zukunft

Zwischen Bahnhof und Innenstadt liegt der Kuppelbau der Markthalle, der lange Zeit ein Schattendasein führte. Nun haucht die Projektgruppe Markhalle AG Basel dem Gebäude mit einem vorwiegend kulinarischen Konzept neues Leben ein. Ein Gespräch mit Alexandra Dill, Barbara Dill und Felix Weissheimer. Zwischen Bahnhof und Innenstadt liegt der Kuppelbau der Markthalle, der lange Zeit ein […]

Ein Ort für Alle, der zum Verweilen anregt, das soll die neue alte Markthalle sein.

Zwischen Bahnhof und Innenstadt liegt der Kuppelbau der Markthalle, der lange Zeit ein Schattendasein führte. Nun haucht die Projektgruppe Markhalle AG Basel dem Gebäude mit einem vorwiegend kulinarischen Konzept neues Leben ein. Ein Gespräch mit Alexandra Dill, Barbara Dill und Felix Weissheimer.

Zwischen Bahnhof und Innenstadt liegt der Kuppelbau der Markthalle, der lange Zeit ein Schattendasein führte. Nun haucht die Projektgruppe Markthalle AG Basel dem Gebäude mit einem vorwiegend kulinarischen Konzept neues Leben ein. Ein Gespräch mit Alexandra Dill, Barbara Dill und Felix Weissheimer.

Gesprächsrunde im «Wohnzimmer Markthalle»

Es ist Montagmittag kurz vor ein Uhr. Wir betreten die Markhalle vom Seiteneingang aus und fahren mit der Rolltreppe hoch in Richtung Kuppelraum, immer den wohlriechenden Düften entgegen. In der Luft liegt eine gute Prise Curry, aber auch Aromen, die einen an Suppen, Gebäck und Kaffee denken lassen. Die sinnliche Wahrnehmung wird angeregt und selbst der Wohlgenährte bekäme Appetit. Oben angekommen, ergötzt sich das Auge an einer farbenprächtigen Szenerie: Verschiedene Essens- und Marktstände bilden einen Kreis, in dessen Mitte unterschiedliche Sitzgelegenheiten dazu einladen, sich niederzulassen, zu verpflegen und zu verweilen.

Ziel ist ein Treffen mit Alexandra Dill, eine von sechs Verwaltungsräten der Markthallen AG Basel, die sich dazu bereit erklärt hat, uns von ihrem Projekt zu erzählen. Wir treffen uns vor dem Büro, welches sich direkt vor Ort befindet und entscheiden uns für einen Sitzplatz unter den verbliebenen Gästen. Die Mittagszeit ist vorüber, und es wird etwas ruhiger.

Familiärer Umgang

Spontan gesellen sich auch Felix Weissheimer sowie Barbara Dill (nein, nicht mit Alexandra Dill verwandt) dazu und es ergibt sich ein ungezwungenes Gespräch über die Markthalle und die damit verbundenen Ziele. Die Atmosphäre der Ungezwungenheit wird sich durch das gesamte Interview ziehen, welche nicht zuletzt durch vorbeikommende Standbetreiber verursacht wird, die nach einem Schlüssel fragen oder einfach kurz grüssen. Familiär wirkt der Umgang. Es verwundert nicht zu hören, dass das Team um Alexandra Dill von keiner Zielgruppe ausgeht, sondern darum bemüht ist, einen «Ort für alle» darzustellen. Ein bisschen wie in der Familie eben. Es ginge vor allem darum eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, die zum Verweilen einlädt.

«Wir möchten weder ein pfannenfertiges Konzept in die Markthalle hineinkopieren, noch ins Blaue hinaus planen, sondern aufgrund von Erfahrungen und Austausch mit allen Beteiligten unsere Idee vorantreiben.» – Website altemarkthalle.ch


Step by Step

Eine schrittweise Umsetzung soll einerseits vermeiden, dass der Bevölkerung Ungewolltes aufgedrückt wird. Die Bevölkerung soll eingebunden werden, damit sich das neue Markthallekonzept langfristig etablieren und nachhaltig wirken kann, so Barbara Dill. Andererseits ist man auch behördentechnisch auf eine solche stufenweise Entwicklung angewiesen.

Felix Weissheimer betont an dieser Stelle das spezielle Format der Markthalle: «Da das gegenwärtige Konzept eine Art Hybrid darstellt, das heisst, alte und neue Nutzung vereint, sowie eine Mischform aus Restaurant, Markt und Aufenthaltsort darstellt, sind auch unterschiedliche Amtsstellen involviert. Deshalb ist es nicht anders möglich als Schritt für Schritt voranzukommen.»

Durch die Zusammenführung und Umsetzung verschiedenartiger Ideen werden auf Ebene der Bewilligungen unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche angesprochen. Beispielsweise braucht es teilweise eine Baubewilligung für die Umnutzung der noch leerstehenden Flächen der Kuben, die am Kuppelrand stehen und ein Überbleibsel der alten Nutzung sind. In Zukunft könnte darin ein Teil der Lebensmittelproduktion stattfinden, in welche auch Gäste Einblick erhalten und erfahren, wie Pasta entsteht oder Kaffee geröstet wird.

Nah am Geschehen

Die Mitwirkung der Bevölkerung ist entscheidend für den Aufbau des Marktes. Der Partizipationswille der Standbetreiber war sogar ausschlaggebend für die frühere Wiedereröffnung des Gebäudes: Anstatt erst im Januar 2014 an den Start zu gehen, so wie es im Mietvertrag ausgemacht war, konnten bereits im Oktober 2013 die ersten Tatkräftigen ihre Gäste bewirten.

Neben dem Einsatz der Standanbieter, erfährt die Markthalle auch viel Unterstützung von ausserhalb. Sei dies ideenmässig oder gar in Form von Gegenständen, wie die massiven Tisch-Bank-Garnituren des Basler Künstlers Andres Bally oder den alten Strassenschildern, die vom Tiefbauamt für die Bobbycar-Rennbahn zur Verfügung gestellt wurden.

Schwierig sei es vor allem, die vielen Ideen und Vorschläge, welche die Projektgruppe erhält, zu kanalisieren und auszuwerten. Dieses Zusammentragen der Inputs erfordert viel Zeitaufwand und man ist bemüht, diesen Arbeitsprozess zu optimieren. Ein grosses Plus ist aber sicherlich der nahe Austausch zwischen Projektgruppe und Standbetreibern: Das Büro befindet sich vor Ort und ist somit nahe am Geschehen. Drückt der Schuh, so kann rasch eine Lösung gefunden werden. Eine weitere Art, wie der Kontakt gepflegt wird, ist die direkte Abwicklung der monetären Belange: Mitarbeiter des Marktbüros gehen gegen Ende der Mittagszeit von Stand zu Stand und erhalten die Miete für den Tag bar auf die Hand. Bei der täglichen Inkassorunde wird auch nach dem Gang der Geschäfte gefragt und der persönliche Austausch gepflegt.

Erweiterung des Angebots

Durch diesen regen Austausch von Besuchern, Essensverkäufern und Projektgruppe, die vor allem als Steuerungs- und Koordinationsorgan fungiert, werden stets neue Ideen generiert, die zur Umsetzung drängen. So hat sich neben dem Tagesmarkt bereits ein Sonntagsmarkt mit Brocante etabliert, der nun im neuen Jahr mit einem begleitenden Brunch sowie einer Kinderbetreuung aufwarten kann. Seit Oktober schon lädt die Donnerstagsbar zum informellen Geplauder mit dem Projektteam, im Dezember ist eine Afterwork-Bar dazugekommen. Erfolgreich startete auch das «Kulinarium Basel» mit seinem ersten Abend in der Markthalle. Das Konzept sieht vor, regelmässige Workshops rund um das Thema Essen und Kultur zu veranstalten. Für das Jahr 2014 geplant sind zudem Themenmärkte wie der Frühlingsmarkt im April oder ein Nachtmarkt, der dem Kuppelraum nach Feierabend zusätzliches Leben einhauchen soll.

Altlasten

Diese Ideen finden bereits grossen Anklang, doch werden sie genügend Besucher anziehen? Das Team rund um Alexandra Dill ist sich dieses Problems bewusst. Einerseits sorgt die Lage der Markthalle – im Off des Bahnhofes und nicht in der Innenstadt – dafür, dass niemand aus Versehen dort landet, sondern dass nur jemand eintritt, der auch wirklich die Absicht dazu hatte. Andererseits ist es die vorgängige Nutzung der Räumlichkeiten, die zu Bedenken Anlass gibt. Das letzte Konzept beinhaltete eine Shoppingmall, vergass aber die Konsumenten.

Selbst die zur Rettung herbeigerufenen Promis, wie beispielsweise Pamela Anderson, konnten das sinkende Boot nicht auf sicheres Terrain ziehen und die Markthalle verkam zum Nicht-Ort. Das unglückliche Image sei allerdings kaum mehr ein Thema, so Alexandra Dill. «Der schlechte Ruf hat sich überraschend schnell ausgewaschen.» Auch der Tatsache der schwierigen Lage versucht man entgegenzuwirken, indem der Zugang zur Halle erleichtert wird: Der Fussgängerstreifen, der auf die Markthalle zuführt, soll besser auf den Eingang gerichtet werden.

Ein Problem neueren Datums ist der schwere Essengeruch, der nach einem Besuch in den Kleidern hängenbleibt und den Kollegen verrät, wo man seinen Mittag verbracht hat. Massnahmen dagegen wurden jedoch ergriffen und das Thema medial ausgetragen.

Keine Zwischennutzung

Viele Besucher denken, das Projekt in der Markthalle wäre eine Zwischennutzung. Dies ist insofern nicht verwunderlich, da das Betreiberteam oft und zurecht mit der Unterstützung von Zwischennutzungsprojekten in Verbindung gebracht wird. Besonders Barbara Buser und Eric Honegger sind in viele temporäre Projekte involviert, die nach investierter Arbeit oft einer anderen, finanziell rentableren Nutzung weichen müssen. Bei der neuen alten Markthalle ist nun allerdings von einer Endnutzung zu sprechen: Die Projektgruppe steht mit der CS Anlagestiftung in einem vierjährigen Mietverhältnis mit Ausstiegsklausel, welches anschliessend mit einem Zehnjahresvertrag operiert.

Eine Staffelung des Mietzinses lässt dem Projekt den nötigen Spielraum, um Schritt für Schritt einen selbsttragenden Betrieb zu entwickeln. Alexandra Dill ist zuversichtlich, denn es gibt noch viel zu verwirklichen, was zur Eigenständigkeit der Markthalle beitragen wird. Es liegt beispielsweise noch viel ungenutztes Potential im Raum, aber auch im Angebot, welches fruchtbar gemacht werden kann, um sich als interessanten Akteur in der Basler Stadtentwicklungsszene zu behaupten. Neue Ideen werden kontinuierlich realisiert. Der nächste, zwar eher kleine aber wichtige Schritt wird das Schaffen von zusätzlichen Sitzplätzen unter der Kuppel sein, denn über Mittag läuft es wirklich gut. So gut, dass momentan keine weiteren Verpflegungsstände aufgenommen werden können. Und dies wohlbemerkt bereits drei Monate nach der Eröffnung.

Abschliessend bleibt nur noch zu sagen: Die Markthalle verdankt ihre wiederentdeckte Lebhaftigkeit den Initiativen Einzelner, die viel Engagement und unentgeltliche Arbeit in die Vision eines Begegnungsortes für Alle stecken. Chapeau.

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