Max Franz gewinnt die Abfahrt in Val Gardena und feiert seinen ersten Weltcup-Sieg. Der Österreicher ist vier Hundertstel schneller als der lange führende Norweger Aksel Lund Svindal.
Auch das Schweizer Team hatte seinen Überraschungsmann. Nils Mani, mit der Nummer 56 gestartet, verblüffte mit Rang 9, seiner mit Abstand besten Klassierung in einem Einzelrennen. Bisheriger Bestwert hatte Rang 24 in der Abfahrt im Februar 2014 in Kvitfjell dargestellt. Auf Franz büsste der Berner Oberländer 65 Hundertstel ein, zu Rang 3 fehlten ihm lediglich 24 Hundertstel.
Mani hatte seine Saisonvorbereitung erst verspätet in Angriff nehmen können. Im August war er erstmals wieder auf Ski gestanden. Der Anfang März akut gewordene Bandscheibenvorfall hatte für den Junioren-Weltmeister 2013 in der Abfahrt eine fast sechs Monate dauernde Pause erfordert.
Mani schönte die sonst enttäuschende Schweizer Bilanz. Neben ihm schaffte es kein Fahrer von Swiss-Ski in die ersten zehn. Patrick Küng und Beat Feuz belegten gemeinsam Platz 14, Carlo Janka Platz 20.
Was hatten sich die österreichischen Speed-Fahrer nach dem völlig verpatzten Auftritt vor zwei Wochen in Val d’Isère alles anhören müssen. Olympiasieger Matthias Mayer war in der Abfahrt als Siebzehnter der noch Beste aus der schwer geschlagenen Equipe des ÖSV gewesen. Die Kritik hatte sich nicht nur auf die mediale Ebene beschränkt. Vieles war nach dem blamablen Abschneiden in Frage gestellt worden.
In Bezug auf Val Gardena hatten sich die Prognosen ebenfalls in Grenzen gehalten. Schliesslich hatte Michael Walchhofer vor sechs Jahren für den letzten Triumph eines Österreichers auf der Saslong gesorgt. Nun aber schlug die grosse Stunde von Max Franz, der bisher im Weltcup zweimal Zweiter und einmal Dritter geworden war. Der Kärntner hatte im vergangenen Winter ebenfalls zu den Sturzopfern gezählt, die eine Pause einzulegen hatten. Mitte Januar hatte er sich im ersten Training in Kitzbühel einen Kapseleinriss im linken Kniegelenk und einen Riss des vordereren Syndesmose-Bandes im linken Sprunggelenk zugezogen. Zurückgekehrt auf die Rennpisten war Franz zwei Monate später in Kvitfjell.
In Val Gardena fing der mit der Nummer 26 gestartete Franz den lange Zeit führenden Aksel Lund Svindal um vier Hundertstel ab und verhinderte so die Wiederholung des Vorjahressieges des Norwegers. Für Svindal war es im vierten Speed-Rennen nach dem Comeback der bereits dritte Podestplatz; tags zuvor im Super-G war er nach einem Torfehler ausgeschieden. Zweitbester Norweger war Aleksander Aamodt Kilde als Sechster, wogegen sich Kjetil Jansrud, der Dominator der ersten drei Speed-Rennen des Winters, mit Rang 12 bescheiden musste.
Das Podest komplettierte nicht überraschend Steven Nyman. Der Amerikaner fühlt sich auf der WM-Strecke von 1970 besonders wohl. Im Grödnertal hat er alle seine drei bisherigen Weltcup-Siege realisiert.
Val Gardena (ITA). Weltcup-Abfahrt der Männer. Stand nach 50 Fahrern: 1. Max Franz (AUT) 1:56,60. 2. Aksel Lund Svindal (NOR) 0,04 zurück. 3. Steven Nyman (USA) 0,41. 4. Adrien Théaux (FRA) 0,44. 5. Erik Guay (CAN) 0,56. 6. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 0,61. Ferner: 9. Nils Mani (SUI) 0,65. 12. Kjetil Jansrud (NOR) 0,75. 14. Patrick Küng (SUI) und Beat Feuz (SUI) 0,87. 20. Carlo Janka (SUI) 1,06. 22. Peter Fill (ITA) 1,23. 25. Dominik Paris (ITA) 1,31. 28. Mauro Caviezel (SUI) 1,48. 35. Niels Hintermann (SUI) 1,80. 41. Urs Kryenbühl (SUI) 2,10. 48. Ralph Weber (SUI) 2,52.