Die Primera Division ist weiterhin das Mass aller Dinge

Barcelona oder Real Madrid heisst einmal mehr die Frage in der heute beginnenden Primera Division. Hinter den beiden Top-Teams und Herausforderer Atletico Madrid macht die Konkurrenz jedoch Boden gut.

Der FC Barcolna feierte im letzten Mai seinen 23. Meistertitel der Klubgeschichte und steigt als Titelverteidiger in die neue Saison (Bild: SI)

Barcelona oder Real Madrid heisst einmal mehr die Frage in der heute beginnenden Primera Division. Hinter den beiden Top-Teams und Herausforderer Atletico Madrid macht die Konkurrenz jedoch Boden gut.

Die Spitzenteams der Primera Division waren in der vergangenen Saison erneut das Mass aller Dinge in Europa. Auf Real Madrid folgte der FC Barcelona als Champions-League-Sieger, in der Europa League wiederholte der FC Sevilla seinen Triumph aus dem Vorjahr, so dass Spanien fünf Teams in der Königsklasse stellen wird, sollte sich Valencia in den Playoffs gegen Monaco nach dem 3:1 im Hinspiel durchsetzen. Die spanischen Klubs gewannen nach einer Aufstellung der Zeitung «El Pais» seit 2000 insgesamt 23 Titel in europäischen Wettbewerben und damit weit mehr als die Teams aus England (6), Italien (5) und Deutschland (3).

Nichts deutet darauf hin, dass die Dominanz der spanischen Mannschaften in Europa bald gestoppt wird. Barcelona und Real sind kaum schwächer geworden, mit Lionel Messi (28) und Cristiano Ronaldo (30), der in 200 Meisterschaftsspielen für Real 225 (!) Tore – 48 davon in der letzten Saison – geschossen hat, duellieren sich die beiden Superstars der Szene weiterhin in der Primera Division um die Torjägerkrone. Und die spanische Liga hat mit rund einer halben Milliarde hinter der von TV-Geldern gefluteten Premier League am zweitmeisten Geld für neue Spieler ausgegeben. Die Dichte an Spitzenteams ist auch in diesem Jahr in Spanien am grössten.

Defensive Probleme bei Barça, Unruhe bei Real

Als Topfavorit in den Titelkampf steigt der FC Barcelona, der fünf der letzten sieben Meisterschaften gewann. Der Triple-Gewinner der letzten Saison steht vor der Herausforderung, die perfekte erste Saison unter Luis Enrique zu bestätigen. Barça verpflichtete Arda Turan und Aleix Vidal, die wegen der FIFA-Transfersperre allerdings erst ab Januar eingesetzt werden dürfen. Auch wenn neben Klublegende Xavi Hernandez, der nach Katar wechselte, mit Pedro ein weiterer Welt- und Europameister abgesprungen ist (Chelsea), hat das Team nichts an Qualität eingebüsst. Noch immer verfügt Barcelona mit Messi, Luis Suarez und Neymar über den besten Sturm der Welt, der in der vergangenen Saison 122 Tore erzielte. Dass die Probleme der Katalanen vornehmlich in der Defensive liegen, bewiesen die Spiele im europäischen (5:4 n.V. gegen Sevilla) und im spanischen Supercup (0:4 und 1:1 gegen Athletic Bilbao).

Erster Herausforderer der Katalanen bleibt Real Madrid, der umsatzstärkste Klub der Welt, der sich nach einer Saison ohne Titel von Trainer Carlo Ancelotti trennte. Ob sein Nachfolger Rafael Benitez der Aufgabe bei den Königlichen gewachsen ist, wird sich weisen. Der frühere Meistertrainer von Valencia, der seine Trainerkarriere in Reals Nachwuchs startete, hat seit zehn Jahren mit Ausnahme der Europa League 2013 mit Chelsea keinen grossen Titel mehr gewonnen.

Die Sommerpause in Madrid verlief unruhig. Zu Beginn der Vorbereitung soll sich Cristiano Ronaldo über Benitez‘ Trainingsinhalte beschwert haben, später kokettierte Captain Sergio Ramos mit einem Wechsel nach England, ehe er seinen Vertrag doch vorzeitig bis 2020 verlängerte. Die überragend besetzte Offensive hatte in den Testspielen Ladehemmungen und für einmal leistete sich Präsident Florentino Perez keinen Mega-Transfer. Mit dem 21-jährigen Kroaten Mateo Kovacic (Inter Mailand/35 Mio.) und dem 23-jährigen Brasilianer Danilo (FC Porto/31,5 Mio.) holte der Bauunternehmer Talente und keine gestandene Stars.

Transferoffensive von Atletico und Valencia

In den letzten elf Jahren konnte Atletico Madrid als einziges Team in die Phalanx der beiden grossen Rivalen eindringen. Der Meister und Champions-League-Finalist von 2014 mit seinem charismatischen Trainer Diego Simeone, der einen Vertrag bis 2020 besitzt, wechselte im Sommer die halbe Mannschaft aus. Rund 126 Millionen investierten die «Colchoneros» in dieser Transferperiode und holten unter anderen Jackson Martinez (Porto/35 Mio.), Stefan Savic (Fiorentina/25 Mio.) sowie die beiden Talente Yannick Ferreira Carrasco (Monaco) und Luciano Vietto (Villarreal/je 20 Mio.), welche die abgewanderten Mario Mandzukic und Arda Turan ersetzen sollen.

Den beiden Top-Teams der Liga weiter nähern dürfte sich Valencia. Seit Peter Lim, ein milliardenschwerer Geschäftsmann aus Singapur, im letzten Herbst beim sechsfachen Meister (zuletzt 2004) eingestiegen ist, kennt der zweifache Champions-League-Finalist keine finanziellen Sorgen mehr. Während Valencia in früheren Jahren seine besten Spieler jeweils verkaufen musste, um sich vor der Insolvenz zu retten, liess Lim sich die definitive Übernahme von Spielern wie Rodrigo (Benfica Lissabon/30 Mio.) oder Alvaro Negredo (Manchester City/28 Mio.) sowie Transfers mehr als 100 Millionen kosten. Allein der Verkauf von Verteidiger Nicolas Otamendi zu Manchester City spülte aber wieder 42 Millionen Euro in die Kasse.

Die genauen Absichten von Lims Investment sind nicht klar ersichtlich. Mit dem Kurs des 61-Jährigen, der beste Beziehungen zu dem einflussreichen portugiesischen Spielberater Jorge Mendes (u.a. Cristiano Ronaldo) pflegt, sind nicht alle einverstanden. Präsident Amadeo Salvo und Sportchef Francisco Rufete traten nach Ende der letzten Saison zurück. Neu in Valencias Trainerstab ist Phil Neville.

FC Sevilla und Bilbao: Es geht auch anders

Einen anderen Weg als Atletico und Valencia gehen der FC Sevilla und Athletic Bilbao. Wie bereits im vergangenen Jahr, als Ivan Rakitic Sevilla Richtung Barcelona verliess, mussten die Andalusier trotz des Gewinns der Europa League Stammspieler ziehen lassen. Trainer Unai Emery und Sportchef Ramon Rodriguez Verdejo, genannt «Monchi», der seit Jahren geschickte Transfers tätigt, ist jedoch zuzutrauen, erneut eine schlagkräftige Mannschaft zu formen, die sowohl in der Champions League als auch in der Meisterschaft eine gute Rolle spielt.

Bilbao, der Cupfinalist und Teilnehmer an den Europa-League-Playoffs, setzt weiterhin ausschliesslich auf einheimische Profis – und bildet damit nicht nur in Spanien die Antithese zum globalisierten Fussball. Der Klub aus dem Baskenland ist als einziges Team neben Barcelona und Real seit der Gründung der Liga ununterbrochen dabei. Mit dem Sieg im Supercup gegen Barcelona zeigte Bilbao, dass es möglich ist, mit den Topteams mitzuhalten, ohne einen Euro ausgegeben zu haben. Am Sonntag zum Saisonauftakt kommt es erneut zum Duell mit den Katalanen.

Eine zweite Chance, sich in der höchsten Liga zu bewähren, erhält Eibar. Der letztjährige Sensationsaufsteiger aus dem Baskenland, der mit knapp 20 Millionen Euro das tiefste Budget der Liga aufweist, schaffte trotz einer starken Vorrunde den Klassenerhalt nur am grünen Tisch, nachdem Elche wegen Steuerschulden zwangsrelegiert wurde. Der sofortige Wiederaufstieg gelang Betis Sevilla. Der Traditionsverein zeigte sich auf dem Transfermarkt sehr aktiv und verpflichtete unter anderen Rafael van der Vaart und Heiko Westermann vom HSV. Auch an Tranquillo Barnetta hatten die Andalusier starkes Interesse gezeigt.

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