Die Euro-Gruppe lässt Athen noch einen Monat zappeln. Doch ist die Rettung Griechenlands am Freitag einen grossen Schritt näher gerückt. Die Troika-Experten berichteten den Finanzministern in Nikosia über ihre vorläufigen Befunde, und die fielen positiver aus als befürchtet.
Mehrere Euroländer und auch der Internationale Währungsfonds (IWF) signalisieren inzwischen die Bereitschaft, Hellas mehr Zeit zum Sparen zu geben. Die Regierung in Athen will einen Aufschub von zwei Jahren, wie Finanzminister Yannis Stournaras in Nikosia bestätigte.
Die Griechen hätten schon „eine riesige Anstrengung“ geleistet, zollte ihm IWF-Chefin Christine Lagarde nach dem Treffen Respekt. Noch vor der Sommerpause hatte der IWF gedroht, aus den Rettungsbemühungen für Griechenland auszusteigen, weil die dauerhafte Finanzierung wackele.
Nun räumte Lagarde ein, die bisherige Vorgabe, das Defizit bis 2020 von 165 Prozent des BIP auf 120 Prozent zu drosseln, liege „sehr hoch“. Und einen Aufschub dafür zu gewähren, sei „erwägenswert“.
Das Signal ist eindeutig: Es gibt Aussicht, dass die internationalen Geldgeber den Daumen vor der Wahl in den USA Anfang November heben – und Griechenland nicht nur mit der nächsten Notkredittranche von mehr als 30 Milliarden Euro weiter über Wasser halten, sondern dem Land auch mehr Luft zum Erreichen der Ziele lassen.
Mehr Zeit
„Wenn das Defizit wegen eines zeitweisen Wirtschaftsabschwungs grösser ist als erwartet, könnte es etwas Zeit geben“, sagte beispielsweise der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager. „Wir werden den Griechen die Zeit geben, die sie dafür brauchen“, sagte die österreichische Finanzministerin Maria Fekter.
Der Knackpunkt liegt in der Frage, ob es dann auch mehr Geld gibt. Deutschland blockt eine Streckung des Programms energisch ab, wenn das neue Kosten für die Euro-Retter bedeuten würde.
Noch keine Entwarnung
Trotz dem sich abzeichnenden Entgegenkommen für Griechenland ist die Fortsetzung der Rettungsbemühungen für Griechenland aber noch nicht beschlossene Sache. Lagarde sagte, sowohl bei Reformen als auch bei Einsparungen müsse „noch Boden gutgemacht werden“. Einen entsprechenden Masterplan blieb Finanzminister Yannis Stournaras noch schuldig, doch wurde ihm dafür auch noch etwas Zeit gegeben.
Er erwarte die Entscheidung über die Auszahlung der nächsten Kredittranche „nicht vor der zweiten Oktoberhälfte“, sagte Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker. Der Abschlussbericht der Schuldenkontrolleure von Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und IWF werde „nicht in den kommenden Tagen fertig“, eher Anfang Oktober.
Die Weichen für die Rettung Griechenland könnten beim nächsten Eurogruppentreffen am 8. Oktober gestellt werden, der Showdown würde dann zehn Tage später beim Gipfel in Brüssel folgen. „Wir versuchen, dass alles bis Ende Oktober über die Bühne ist“, versicherte Athens Finanzchef Stournaras.