Heute Mittwoch schlagen die Herzen der Schweizer Fussball-Fans auch für die Franzosen. Holen sich unsere Nachbarn in Rio de Janeiro gegen Ecuador zumindest einen Punkt, ist auch der Schweiz gedient.
Nach den zwei absolut überzeugenden Auftritten gegen Honduras (3:0) und die Schweiz (5:2) kann man sich kaum vorstellen, dass Frankreich heute Mittwoch ab 22.00 Uhr Schweizer Zeit gegen Ecuador nicht mindestens den einen Punkt sicherstellt, den es zum definitiven Gewinn der Gruppe noch braucht. So viel Offensiv-Power wie die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps entwickelten in den ersten beiden Vorrunden-Spielen einzig die Holländer.
Aus der verspotteten französischen Nationalmannschaft ist seit vergangenem Herbst plötzlich wieder ein Team geworden. Seit dem Playoff-Erfolg gegen die Ukraine, mit dem Frankreich im allerletzten Moment den Sprung nach Brasilien schaffte, spielt die Equipe wie verwandelt. Sie hat wieder zum Selbstvertrauen gefunden. Man spielt wieder miteinander und nicht gegeneinander. Vom verletzt abgemeldeten Franck Ribéry spricht derzeit keiner. Mittelfeldspieler Mathieu Valbuena bleibt trotzdem vorsichtig: «Erst wenn es kompliziert wird, werden wir wissen, wie wir darauf reagieren und was in diesem Team steckt.»
Drei Siege in der Gruppenphase haben die Franzosen letztmals vor 16 Jahren geschafft, an der WM im eigenen Land, die letztlich im grossen Triumph zu Ende ging. Mit Didier Deschamps als Captain gewannen sie damals ihren bis heute einzigen WM-Titel. Seither haben sie einen ganz eigentümlichen Rhythmus eingeschlagen, der dafür spricht, dass sie diesmal wieder den Final erreichen. Seit 1998 kamen sie im regelmässigen Wechsel entweder ins Endspiel oder sie schieden in der Vorrunde aus.
Gegenüber dem 5:2 gegen die Schweiz werden die Franzosen mit einer veränderten Start-Formation aufwarten müssen. Mittelfeldspieler Yohan Cabaye ist nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrt, der mit einer Verwarnung belastete Patrice Evra dürfte pausieren. Und möglicherweise muss auch die Innenverteidigung umgeformt werden. Raphaël Varane leidet an einer Magen-Darm-Grippe, Mamadou Sakho macht eine Zerrung im Oberschenkel zu schaffen.
Wie Frankreich mit Karim Benzema weiss auch Ecuador über einen dreifachen Torschützen in seinen Reihen. Enner Valencia, bei Pachuca in Mexiko unter Vertrag und erst vor zehn Monaten ins Nationalteam berufen, verbuchte jene Treffer, die eigentlich seinem ausser Form spielender Namensvetter Antonio Valencia vorbehalten schienen. Trifft Enner Valencia ein weiteres Mal, würde er mit vier Toren vor Agustin Delgado zum alleinigen Rekordhalter seines Landes aufrücken. Die Südamerikaner werden in derselben Formation erwartet wie beim 2:1-Sieg gegen Honduras. Sie sollen die zweite Achtelfinal-Qualifikation nach 2006 möglich machen.
Frankreich und Ecuador begegnen sich übrigens erst zum zweiten Mal. Das einzige Aufeinandertreffen gewannen die Franzosen. Das war im Mai 2008 in Grenoble, wo die «Equipe tricolore» ein Testspiel mit 2:0 gewann.