Einen Tag vor der Schweiz und Zypern stehen heute die anderen Teams der Gruppe E im Einsatz. Norwegen, der wohl stärkste Gegner der Schweiz um die direkte WM-Qualifikation, empfängt Albanien.
Die Norweger haben wieder Mut geschöpft. Der völlig misslungene Start in die Qualifikation mit dem 0:2 in Island ist nahezu vergessen, obwohl die damals verspielten drei Punkte den Unterschied gegenüber der Schweiz ausmachen. Mit einem 2:1 gegen Slowenien, dem Remis in der Schweiz und zuletzt dem 3:1 auf Zypern hat sich Norwegen in eine gute Position gebracht. Sie bleibt aber fragil. Der heutige Match kann die Skandinavier zwar im besten Fall punktemässig auf Höhe der Schweizer bringen, im schlechtesten Fall aber auch auf Platz vier zurückwerfen.
Albanien ist ein unangenehmer Gegner. Das mussten auch die Schweizer im letzten September erfahren, als sie es vor allem ihrer Effizienz verdankten, dass die Partie 2:0 gewonnen wurde. Egil Olsen sagte denn auch: «Albanien könnte mehr Punkte auf dem Konto haben.» Der 70-Jährige betonte, dass es schwierig sei, sich gegen die sehr kompakte und kämpferische albanische Mannschaft Torchancen zu erarbeiten. «Wir müssen unsere Aktionen mit viel Tempo vortragen.»
Olsen beklagt die Absenz von Daniel Braaten. Der wichtige Offensivspieler fehlt gesperrt. Dafür ist Mohammed Abdellaoue, bei Hannover Teamkollege von Johan Djourou und Mario Eggimann, wieder einsatzbereit. Der Stürmer, der in 24 Länderspielen sechsmal getroffen hat, fehlte bei den letzten beiden WM-Qualifikationspartien verletzungsbedingt. Albanien, das mit sechs Punkten auf dem Konto noch vom grossen Coup träumen kann, verpasste eine noch bessere Ausgangslage auch wegen der 1:2-Niederlage in Tirana gegen Island Mitte Oktober. Vier Tage später schlug die unberechenbare Mannschaft dann an gleicher Stätte Slowenien.
Die wahrscheinlich schon entscheidend zurückgebundenen Slowenen spielen heute daheim gegen Island.
Ein Abend mit vielen ungleichen Duellen
Nach einer Wettkampfpause von fünf Monaten beginnt für die meisten führenden Nationalmannschaften der zweite Teil der WM-Qualifikation für das Turnier 2014 mit vermeintlich einfachen Spielen. Deutschland reiste freudlos zu einer Mitternachtspartie nach Kasachstan.
Nach den grossen Affichen sucht man im Programm von heute Freitag vergeblich. Die tonangebenden Mannschaften Europas können nur an sich selber scheitern. Der Reiz des Abends liegt zumindest für den neutralen Beobachter in erster Linie darin, Exploits von Aussenseitern entgegenzufiebern. Estland will Holland ein Bein stellen, Finnland in Spanien bestehen und Georgien in Frankreich für die Überraschung sorgen.
Die Nationalmannschaft der Färöer tritt in Österreich an, spielte also gegen jenen Gegner, den sie am 12. September 1990 beim meistbeachteten Sieg ihrer Geschichte 1:0 geschlagen hatte. Die Wettquote für die Wiederholung der damaligen Sensation liegt bei 1:20. Noch schlechter werden die Chancen von San Marino im Heimspiel gegen England eingestuft (1:32). Etwas mehr Kredit geniesst Kasachstan bei den Wettbüros. Wer einen Franken auf einen kasachischen Heimsieg gegen Deutschland setzt, kann 16 zurückbekommen.
«Ob es aus sportlicher Sicht Sinn macht, zweimal gegen Länder wie Kasachstan, Andorra, San Marino oder die Färöer anzutreten, darüber kann man schon diskutieren.»
Joachim Löw, der Bundestrainer der Deutschen, findet an diesen Begegnungen keine Freude. Er spricht sich für eine Vorqualifikation aus: «Der Terminkalender ist übervoll, da wäre Abhilfe nötig. Ob es aus sportlicher Sicht Sinn macht, zweimal gegen Länder wie Kasachstan, Andorra, San Marino oder die Färöer anzutreten, darüber kann man schon diskutieren.» In Deutschland erhielt Löw Unterstützung für seinen im «Kicker» vorgebrachten Denkanstoss. In Kasachstan war die Empörung allerdings gross. Das flächenmässig siebtgrösste Land der Erde wurde in einem Atemzug mit Andorra, San Marino und den Färöern genannt. «Niemand hat das Recht, unserer Nationalmannschaft vorzuschreiben, wie und gegen wen sie spielen darf», meinte ein kasachischer Funktionär. Wann aber offenbar schon. Das Spiel auf dem Kunstrasen von Astana beginnt um Mitternacht Lokalzeit, in Deutschland ist es dann 19.00 Uhr.
Für Frankreich geht es um alles oder nichts
Während sich Deutschland auch am Dienstag – erneut gegen Kasachstan – mit einem Kleinen beschäftigen muss, geht es für Spanien und Frankreich dann um alles oder nichts. In Paris kommt es zwischen den punktgleichen Teams zu einem Direktduell, das über die ersten zwei Plätze entscheiden dürfte. Die heutigen Heimspiele werden in beiden Ländern mehr oder weniger als Vorbereitung auf das Spitzenspiel angesehen.
In anderen Gruppen kommt es bereits heute zu Spitzenspielen. Ungarn und Rumänien können wohl nur mit einem Sieg weiterhin hoffen, Holland noch einzuholen. Beide sind aber mit drei Siegen und einer Niederlage exzellent in die WM-Qualifikation gestartet. Dänemark spielt in der von den spielfreien Italienern angeführten Gruppe B wohl schon um seine letzte Chance. Der Europameister von 1992 gastiert in Tschechien. Auch Serbien muss im politisch brisanten Duell in Kroatien gewinnen, um weiterhin von Brasilien träumen zu können. Der Sieger von Bosnien-Herzegowina gegen Griechenland nimmt derweil eine Option auf die direkte Qualifikation in der Gruppe G.