Die Schweizer Slalom-Garde vor dem nächsten Schritt

Drei Wochen nach dem Riesenslalom-Auftakt in Sölden wird in Levi der alpine Ski-Weltcup mit den ersten Slaloms fortgesetzt. Die Swiss-Ski-Athleten wollen in diesem Winter den nächsten Schritt machen.

Stärkster Schweizer Männer-Trumpf im Slalom: der Walliser Daniel Yule (Bild: sda)

Drei Wochen nach dem Riesenslalom-Auftakt in Sölden wird in Levi der alpine Ski-Weltcup mit den ersten Slaloms fortgesetzt. Die Swiss-Ski-Athleten wollen in diesem Winter den nächsten Schritt machen.

170 km nördlich des Polarkreises, rund 1000 Kilometer von der Hauptstadt Helsinki entfernt, wird diesmal der Start programmgemäss erfolgen können. Mit Wärmeperioden sehen sich inzwischen auch die Veranstalter im hohen Norden Finnlands vermehrt konfrontiert.

Nach der wegen Schneemangel erfolgten Absage des Vorjahres wurden die inzwischen immer zahlreicheren Schneekanonen noch etwas früher angeworfen. Mittlerweile ist es zudem kalt genug. Minustemperaturen wurden auch aus dem schwedischen Kabdalis gemeldet, wo sich neben anderen Nationen auch die Schweizer Männer den letzten Schliff für das Rennen vom Sonntag gaben.

Der Berner Luca Aerni sorgte im letzten Winter als Fünfter in Madonna für das beste Schweizer Weltcup-Resultat im Slalom. «Stärker und explosiver», sagt er, sei er geworden, zudem bereite ihm der Rücken derzeit keine Probleme. Aerni litt vor zwei Jahren unter einer Diskushernie, doch aktuell nimmt der Optimismus wieder vermehrt Platz ein.

Der nominell stärkste Fahrer im Slalom-Team von Swiss-Ski bleibt aber der Unterwalliser Daniel Yule. «Er ist der Konstanteste von uns», sagt Aerni über seinen Kollegen. Letzte Saison fuhr Yule regelmässig in die Top 15, aber die Bestmarke blieb letztlich Rang 6, den er in Santa Caterina einnahm. Dass mehr möglich ist, stellte er beim Finale in St. Moritz unter Beweis. Dort lag Yule bei Halbzeit erstmals in seiner Karriere auf Position 1, ehe er noch zehn Ränge einbüsste.

Nun soll in diesem Winter der nächste Schritt erfolgen. Der bisher letzte Schweizer Podestplatz im Slalom liegt fast sieben Jahre zurück. Im Januar 2010 war Silvan Zurbriggen Zweiter beim Nachtslalom in Schladming. Den letzten Sieg gab es vor neun Jahren, im November 2007 auf der Reiteralm, wo Marc Gini triumphierte. Der Bündner ist am Dienstag 32 Jahre alt geworden und weiterhin mit dabei. In Levi wird er seine 13. Saison in Angriff nehmen. Im neunköpfigen Team stecken aber auch zwei Debütanten. Der Berner Oberländer Matthias Brügger und der Bündner Sandro Simonet stehen vor ihrem ersten Einsatz im Weltcup.

Fehlen wird dagegen die Nummer 1 der Sparte Slalom. Der Norweger Henrik Kristoffersen, der letzte Saison sechs der zehn Slaloms gewann und die Disziplinen-Wertung souverän für sich entschied, liegt im Clinch mit seinem Verband. Der 22-Jährige will mit einem persönlichen Kopfsponsor und nicht mit jenem des Teams an den Start gehen. Da sich die Parteien nicht einigen konnten, verzichtet Kristoffersen auf einen Start in Levi, wo er im November 2014 gewann. Die Rolle des Favoriten gehört nunmehr dem Österreicher Marcel Hirscher, der in Lappland im Jahr zuvor siegte.

Mikaela Shiffrins langer Schatten

Die nächste Stufe möchte im Slalom auch Wendy Holdener bewältigen. Die Schwyzerin errang vergangenen Februar beim Parallelrennen in Stockholm ihren ersten Weltcupsieg, und in der Lenzerheide doppelte sie mit ihrem Erfolg in der Kombination gleich nach. Im Slalom jedoch stand die 23-Jährige aus Unteriberg noch nie auf der obersten Stufe des Podiums. Letzten Winter war sie zweimal Zweite, in Lienz und in Jasna.

Wendy Holdener steht aber mit Mikaela Shiffrin eine Gegnerin im Weg, an der im Normalfall niemand vorbei kommt – weder sie noch sonst jemand. Letzten Winter stand die Amerikanerin nach einem Innenbandriss und einer Knochenprellung im rechten Knie rund zwei Monate abseits, aber vor- und nachher gewann sie alle fünf von ihr bestrittenen Slaloms. Zum Gewinn der kleinen Kristallkugel für den Slalom-Weltcup reichte es dennoch nicht. Diese Auszeichnung ging an Schwedens Frida Hansdotter.

«Natürlich habe ich mir in Video-Analysen angeschaut, was Mikaela Shiffrin so schnell macht», sagt Wendy Holdener über das Ausnahme-Talent aus den USA. Aber so einfach lässt sich deren Fahrweise eben nicht kopieren. Primär wichtig sei für sie am Samstag in Levi, besser zu starten als letzten Winter. Damals resultierten in Aspen die Ränge 7 und 20. In den acht weiteren Slaloms reihte sie sich mit einer Ausnahme immer in den Top 6 ein.

Vor allem muss man dann präsent sein, falls Überfliegerin Shiffrin einmal einen gröberen Fehler macht. Zur Erinnerung: der letzte Schweizer Sieg in einem Weltcup-Slalom der Frauen liegt noch länger zurück als bei den Männern. Seit knapp 15 Jahren – im Januar 2002 in Berchtesgaden triumphierte Marlies Oester – wartet Swiss-Ski auf den nächsten Erfolg in dieser Disziplin.

Neben Wendy Holdener schafften es vergangenen Winter auch die Obwaldnerin Michelle Gisin (7. in Lienz als bestes Ergebnis) und die Waadtländerin Charlotte Chable (9. in Aspen) in die Top 10. Doch nur die Engelbergerin, zuletzt immer wieder durch inzwischen überwundene Hüftprobleme geplagt, wird in Levi auf Punktejagd gehen können. Die Westschweizerin muss mit einer Knöchelverletzung pausieren.

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