Die Schweizer Stürmer haben in der WM-Qualifikation bisher sechs Tore erzielt. Das Stürmerproblem scheint der Vergangenheit anzugehören.
Es gab eine Zeit, da sprach man rund um das Schweizer Nationalteam von einem Stürmerproblem. Haris Seferovic traf nicht mehr, Breel Embolo noch nicht, Blerim Dzemaili selten und Xherdan Shaqiri auch nicht viel öfters. Selbst während der erfolgreichen EM-Kampagne in Frankreich erzielten die Schweizer Stürmer in 390 Minuten lediglich zwei Tore.
Dieser Probleme hat sich das Schweizer Team mit Beginn der WM-Qualifikation offenbar entledigt. In vier Spielen schossen die Schweizer neun Tore, sechs davon durch Offensivspieler. Embolo und Mehmedi trafen gegen Portugal. Seferovic und Valentin Stocker waren in Ungarn erfolgreich, Mehmedi nochmals in Andorra und nun reihte sich mit Eren Derdiyok beim 2:0 gegen die Färöer ein fünfter Name in dieser erstaunlichen Liste ein.
Jetzt trifft sogar Derdiyok, ist man versucht zu sagen. Denn die Karriere des 28-jährigen Baslers verlief im Nationalteam in den knapp neun Jahren seit seinem Debüt wechselhaft. Begonnen hatte sie mit einem sehenswerten Tor im Wembley gegen England im Februar 2008.
Später kam Derdiyok nicht am Duo Alex Frei und Blaise N’Kufo vorbei, ehe ihn Ottmar Hitzfeld nach einem Hattrick gegen Deutschland im Sommer 2012 zum unbestrittenen Stammspieler machte, um sich nach nicht allzu langer Zeit wieder neu zu orientieren, weil Derdiyok im Verein (Hoffenheim) in eine Krise gestürzt war.
Derdiyok ging beinahe vergessen. Hitzfeld bot ihn in den letzten acht Monaten seiner Amtszeit nicht mehr auf. Nachfolger Vladimir Petkovic erinnerte sich des Basler Stürmers erst in seinem zwölften Spiel und 15 Monate nach seinem Amtsantritt.
Gegen die Färöer stand Derdiyok erst zum dritten Mal unter Petkovic in der Startformation. «Ich danke dem Trainer, dass er mir diese Chance gegeben hat», so der Stürmer von Galatasaray Istanbul demütig.
Dass dann ausgerechnet ihm das wegweisende Führungstor zum 1:0 gelang, hatte vielleicht sogar symbolischen Wert. Er, der zu Beginn seiner Karriere immer auch daran zerbrach, als Nachfolger von Alex Frei gehandelt worden zu sein, schoss für einmal ein Tor in der Art, wie sie sein längst zurückgetretener «Vorgänger» so oft erzielt hat: Mit kurzem Antritt erlief er einen weiten Ball und schloss alleine vor dem gegnerischen Torhüter souverän ab.
Ein wichtiges Tor gegen einen krassen Aussenseiter. Mit solchen Toren war Alex Frei zum Rekord-Torschützen der SFV-Historie geworden.
Während im Nationalteam nun die Winterpause beginnt und das nächste Spiel erst am 25. März 2017 (gegen Lettland) stattfindet, erhofft sich Derdiyok, vom Erfolg mit dem SFV-Team auch im Klub zu zehren. «Dieser Treffer ist enorm wichtig für mich. Ich bin froh, dass ich nun den Schwung zu Galatasaray mitnehmen kann. Denn dort fehlte mir zuletzt das eine oder andere Tor.»
Nach einem perfekten Start in die türkische Meisterschaft mit fünf Toren in fünf Spielen, ist Derdiyok zuletzt fünf Mal in Folge leer ausgegangen.