Millionen Mädchen und Jungen werden weltweit Opfer von sexueller Ausbeutung – von Online-Pornografie bis Kinderprostitution. UNO-Experten fordern ein entschlosseneres Handeln für ihren Schutz.
Immer mehr Kindern droht gemäss einem UNO-Bericht sexuelle Ausbeutung und Gewalt, wenn die weltweite Staatengemeinschaft nicht entschlossener dagegen vorgeht. Bereits jetzt werde Millionen von Mädchen und Jungen durch sexuelle Straftaten «die Kindheit gestohlen», mahnt die zuständige UNO-Sonderberichterstatterin Najat Maalla M’jid in ihrem am Mittwoch vorgelegten Jahresbericht.
Sexuelle Ausbeutung von Kindern sei eine sehr lukrative Industrie, in der mutmasslich Milliarden von Dollar an Profiten gemacht würden, stellt die Marokkanerin in ihrem Bericht für den in Genf tagenden UNO-Menschenrechtsrat fest. Die Nachfrage nach Sex mit Kindern wachse ständig, unterstützt durch «ein Milieu aus sozialer Toleranz, Komplizenschaft und Straflosigkeit.»
Quer durch die Gesellschaft
Dies sei ein generelles Phänomen und keineswegs auf die Pädophilen-Szene beschränkt. Die Täter der sexuellen Ausbeutung von Kindern entstammten allen Altersgruppen, könnten männlich oder weiblich sein und sehr unterschiedlichen sozialökonomischen Schichten und Berufsgruppen angehören.
Zehntausende von Mädchen und Jungen werden den Angaben zufolge für pornografische Bilder und Filme im Internet missbraucht. «Die Opfer sind tendenziell immer jünger, während die Darstellungen immer drastischer und gewaltsamer werden», heisst es in dem Bericht.
Zwar habe sich dank strafrechtlicher Verfolgung zwischen 2006 und 2012 die Zahl der Internet-Domänen mit Kinderpornografie auf knapp 1600 in 38 Ländern halbiert. Dafür jedoch erfolge die Verbreitung öfter über Peer-to-Peer-Netzwerke, das sind Direktverbindungen zwischen Rechnern.
«Kindersex-Tourismus» wächst weiter
Der Bericht verweist darauf, es Interpol mit einer eigens geschaffenen internationalen Datenbasis bis Anfang 2013 gelungen sei, rund 3000 Opfer und 1500 Täter in 40 Ländern zu identifizieren. Die Auswertung weiterer Datenmengen sei im Gange.
Sorge bereitet den Experten auch, dass der «Kindersex-Tourismus» weiter zunehme – parallel zum allgemeinen Wachstum des weltweiten Tourismus. Dies zeigten Meldungen aus 55 Ländern, wobei die Täter aus nur 25 Ländern stammten.
Bevorzugte Reiseziele für Kinderschänder seien arme Entwicklungsländer mit schwachen Behörden, die kaum in der Lage oder willens seien, energisch gegen Kinderprostitution durchzugreifen. Die Prostitution von Minderjährigen sei allerdings auch in anderen Staaten ein Problem.
Eine Zunahme verzeichnet der Bericht auch beim Handel mit Kindern zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Unter den generell zugrundeliegenden Probleme rangierten bittere Armut sowie Not von Familien als Folge von Konflikten oder Naturkatastrophen weit vorn.
Viele Fälle bleiben unbekannt
Viele Länder bräuchten für die Verbesserung des Kinderschutzes mehr Unterstützung. Wichtig sei eine stärkere internationale Zusammenarbeit von Sicherheitskräften und Justiz bei der Verfolgung der Täter.
Das ganze Ausmass des Problems sei mangels exakter Zahlenangaben und einer schwachen Justiz in vielen der betroffenen Länder schwer zu überblicken. Zudem würden betroffene Kinder und deren Familien Missbrauchsfälle aus Scham sowie aus Angst vor Rache oder einem Mangel an Vertrauen in die Behörden gar nicht erst melden.