Die sieben tollsten Parksportarten

Was macht die schwedische Infanterie in unseren Parks und wem geht das fliegende Kuchenblech am meisten auf die Nerven? Sieben grossartige Parksportarten, ihre Anhänger und ihre Gegner. Die Luft ist warm, die Tage lang – auf in den Park. Während sich die müssigeren unter uns damit begnügen, im Schatten zu sitzen und den Aktivitätsradius aufs […]

Friedliche Stimmung im Kannenfeldpark – wenn nur nicht gleich die Hobbykicker auftauchen.

Was macht die schwedische Infanterie in unseren Parks und wem geht das fliegende Kuchenblech am meisten auf die Nerven? Sieben grossartige Parksportarten, ihre Anhänger und ihre Gegner.

Die Luft ist warm, die Tage lang – auf in den Park. Während sich die müssigeren unter uns damit begnügen, im Schatten zu sitzen und den Aktivitätsradius aufs Streichen übers Smartphone-Display und das gelegentliche Ansetzen der Bierdose beschränken, müssen die Sportskanonen und Kreativen natürlich ihrem Bewegungsdrang nachgeben. Wir zeigen wie.

1. Speedminton

Wo früher beim Federball ein leichtes Shuttle in hoher Regenbogenlaufbahn durch die Lucht eierte, zischt heute die Düsenversion dieses antiquierten Spielgeräts durch die Parklüfte. Speedminton ist schneller, härter, cooler als Federball. Die Schläger erinnern beim Speedminton eher an die Rackets der Tennisprofis, sie sind oval geformt und härter besaitet als das vergleichsweise lasche Netz der Federballschläger.

Das Gewicht der Shuttles erlaubt Schläge über eine hohe Distanz hinweg, das Image einer Parksportart mit Spassfaktor unter Null ist das Federball 2.0 aka Speedminton damit los. Hübsches Extra: Im Handel sind Shuttles mit eingelassenem Glimmlicht erhältlich. Damit kann bis weit nach Sonnenuntergang noch gespielt werden. 

Wen kann man damit beeindrucken?

Mittvierziger mit Expertenwissen aus Heinz Günthardts Tenniskommentaren auf SRF. Nachts das eine oder andere Glühwürmchen.

Wem geht man damit auf die Nerven?

Den Besetzern der unmittelbar benachbarten Parkfläche. Besonders wenn einer der Spieler das Shuttle nicht richtig trifft und es dem Kleinkind der Familie nebenan an den Kopf drischt. Und Speedmintonspieler treffen das Shuttle selten bis nie.  

2. Kubb

Aus Schweden kommend (darum auch Schwedenschach genannt) haben diese Holzfiguren in den letzten Jahren alle mitteleuropäischen Stadtparks annektiert. Kubb gilt als DIE Parksportart und wird hierzulande bereits schweizweit ausgetragen.

Der Laie könnte dem Spiel eine gewisse Ähnlichkeit zum Boccia unterstellen und tatsächlich sind hinsichtlich der Spielanlage einige Parallelen auszumachen: Gefragt sind Treffsicherheit und Geduld, hiervon allerdings etwas mehr als beim italienischen Stiefgeschwister.

Kubb umgibt der Nimbus skandinavischer Coolness und wird dadurch öfters als Begleiterscheinung der Hipsterbewegung verunglimpft. Das ist natürlich Blödsinn, Kubb ist längst zum Breitensport geworden. Dass die Holzklötze bevorzugt in Jutebeuteln transportiert werden, ist purer Zufall.

Insider munkeln, die Popularität dieser Parksportart habe ihren Zenit bereits überschritten. Der Sommer 2014 wird zeigen, was an diesen Gerüchten dran ist.

Wen kann man damit beeindrucken?

Schlaksige Teenager mit wachstumsbedingter Fahrigkeit. Das gleichzeitige Balancieren von Bierdose (links) und Wurfholz (rechts) erfordert eine ausdifferenzierte Feinmotorik. Und dann erst diese Bärte!

Wem geht man damit auf die Nerven?

Der antiskandinavischen Front, die mit Veganern und verträumten Langhaargitarristen nichts zu tun haben möchte.

3. Frisbee

Der Legende nach hat der Frisbee seinen Ursprung in verbogenen Kuchenformen, die von Kindern eines US-amerikanischen Süsswarenfabrikanten in den 1950ern durch die Luft gewirbelt wurden. Zum mittlerweile ausdifferenzierten Spielgerät hat sich ein festes Regelwerk gesellt, das sich in dieser Kombination zur Sportart Ultimate Frisbee verbindet. Der Reiz des Frisbee-Spiels liegt in den weit geschwungenen Wurfbögen, die bei entsprechender Wurftechnik zu spektakulären Spielzügen führen können.

Wen kann man damit beeindrucken?

Alle mit einem Faible für braungebrannte Surferboys.

Wem geht man damit auf die Nerven?

Dem Zumba-Pulk in der Ecke des Parks, dem die Scheibe – windbedingt natürlich – den sauberen Übergang ins neue Tanztempo versaut.

4. Pingpong (ambitionierter: Tischtennis)

In beinahe jedem Stadtpark sind mindestens eine, meistens gleich zwei oder mehr Pingpong-Platten installiert. Dieser Umstand ist dem tendenziell egoistischen Charakter städtischer Tischtennisathletinnen- und Athleten geschuldet. Haben diese den Tisch erst einmal erobert, so geben sie ihn nie wieder her.

Zu zweit macht Pingpong nun mal am meisten Spass. Bei Warteschlangen von mehr als zehn Personen lassen sich die Tischherren dann meistens doch zum Rundlaufmodus erweichen. Hierbei wetzen alle wie wild um den Tisch und am Ende stehen immer die selben im Finale. Wer also beim Pingpong im Park auf seine Kosten kommen will, sollte nicht unbedingt zur prime-time aufkreuzen.

Wen kann man damit beeindrucken?

Die kleinen Jungs vom Kindergeburtstag nebenan. Die wollen dann unbedingt mitspielen oder sie fangen an zu weinen.

Wem geht man damit auf die Nerven?

Den Asiaten. Die treibt die falsche Schlägerhaltung der ungelenken Tischtennis-Ignoranten zur Weissglut. 

5. Diabolo, Jonglieren, Slacklinen

Wer im Park gerne auch mal «ganz bei sich» ist, der findet mit diesen Geschicklichkeitsspielen seinen erfüllenden Nachmittag. Man trägt dazu bevorzugt Dreadlocks und indische Pluderhosen. Wer «auch mal probieren will», oder nur bloss kurz zuschauen wollte, wird grosszügig eingewiesen und mit Tipps ausgestattet. Dabei wollte man wirklich nur kurz zuschauen.

Wen kann man damit beeindrucken?

Alle zirkusaffinen Parkbesucher. Und alle andern auch, weils keinen stört und Jonglierbälle über einen bescheidenen Angriffsradius verfügen.

Wem geht man damit auf die Nerven?

Im Falle der Slackliner den Vertretern von der Stadtgärtnerei.  

6. Tschutten

Dieser Sport darf eigentlich nicht wirklich als Parksportart gelten, was aber von passionierten Hobby-Messies souverän ignoriert wird. Im Park hat es NIE genug Platz für ein ordentliches Mätschli, für ein paar lockere Übersteiger und Jonglierübungen reicht es aber allemal.

Campingstühle und Grills werden gerne auch mal als Dribbelparcours interpretiert. Natürlich bleiben die Fähigkeiten dieser Ballkünstler weit hinter denen ihrer Idole zurück, in punkto Emotionen kann aber vereinzelt etwas Stadionatmosphäre aufkommen. Dann nämlich wenn das Beefsteak des Italieners gegen den Ball des Spanier 0:1 zurück liegt.

Wen kann man damit beeindrucken?

Niemanden. Alles schon gesehen. Nur besser.

Wem geht man damit auf die Nerven?

Allen. Geht doch auf den Bolzplatz.

7. Boule, Petanque, Boccia

Der Schatten der Kastanienbäume, das französische Perret, Konrad Adenauer im Urlaub und die Strandpromenade von Palermo: Dieser Parksport ist gespickt mir stereotypen Assoziationen die alle irgendwie mit Sommer, Süden und Ferien zu tun haben.

Aus diesem Grund schaut man wohl auch so gerne zu, obwohl eine Partie Boccia im Durchschnitt über den Unterhaltungswert eines schmelzenden Erdbeerglaces verfügt. Pardon, das war Petanque. Oder Boule? Im Dickicht der Spielunterschiede verliert der Laie schnell den Überblick. 

Wen kann man damit beeindrucken?

Alle Tai Chi praktizierenden Parkbesucher. Die machen ähnliche Bewegungen, haben aber nicht so viel Spass dabei.

Wem geht man damit auf die Nerven?

Den Neueinsteigern. Sie kommen einfach nie an die Lässigkeit der Alteingesessenen heran.



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