Selbstständige sind die fiesesten Killer beim «Tatort» – nur einmal mordete eine Gärtnerin. Und die Ermittler selbst sind auch nicht sauber: Sie verstossen laufend gegen das Gesetz. Zwei Studien.
War es der Butler – oder gar der Gärtner? Nein: In mehr als 1000 «Tatort»-Krimis stellt die Berufsgruppe der Unternehmer und Selbstständigen die meisten Mörder. Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Auswertung des deutschen Online-Portals «Netzsieger.de». Eine Untersuchung der Technischen Universität Dortmund zeigte unterdessen, dass die Ermittler laufend gegen das Gesetz verstossen.
In 1023 Filmen töteten Unternehmer der Zählung zufolge 109 Mal, 16 Mal allein in München. Gefolgt werden sie von den Berufskriminellen, die exakt 100 Mal bislang mordeten, davon 15 Mal in Berlin. Auf dem dritten Platz finden sich 54 Schülerinnen und Schüler wieder. Ihr Schwerpunkt ist beim «Tatort» in Ludwigshafen anzusiedeln. Auf Rang vier liegen die Polizisten, die 49 Mal – zumeist mit der Dienstwaffe – töteten.
Keiner echten Berufsgruppe sind die Fünftplatzierten zuzuordnen: 40 Arbeitslose trieben als Mörder im «Tatort» ihr Unwesen, sieben Mal allein in Köln. Jeweils nur einmal als Mörder entpuppten sich unter anderem der Generalkonsul des fiktiven Emirats Kumar, eine Wahrsagerin, eine schwedische Spionin, eine Zirkuseigentümerin, ein Kaninchenzüchter, eine Pop-Sängerin und eine Gärtnerin als Täter.
Etwa drei Viertel aller erfassten Tatort-Mörder sind laut «Netzsieger.de» männlich. Auch bei den Opfern ist das Verhältnis von weiblichen und männlichen Opfern in etwa ähnlich. 1057 Männer und 485 Frauen kamen demnach zu Tode.
Kommissare nehmen es nicht genau
«Tatort»-Kommissare dagegen hätten in der Realität wohl längst ein Disziplinarverfahren am Hals – denn in jeder Folge brechen sie das Gesetz. Das zeigt die Untersuchung von Medienrechtler Professor Tobias Gostomzyk der Uni Dortmund. Er untersuchte zusammen mit einer Kollegin und seinen Studenten 34 Folgen der TV-Reihe aus dem Jahr 2015.
Das Ergebnis: Mit der Strafprozessordnung nehmen es die Ermittler nicht so genau – 96 Gesetzesbrüche stellten sie insgesamt fest. «Uns hat interessiert: Welches Bild wird in den Medien von der Justiz vermittelt», erklärt Gostomzyk vom Institut für Journalistik.
Die Top 3 der Verstösse bei den Kommissaren sind unzureichende Belehrungen von Tatverdächtigen, verbotene Ermittlungsmethoden und unzureichende Durchsuchungen. Auch Hausfriedensbruch und Verkehrsdelikte lassen sie sich öfter zu Schulden kommen. Ärger kriegen die Beamten dafür aber nicht: Nur eine Minderheit (8 Prozent) der Verstösse führt zu Konsequenzen.
Am Gesetzestreusten sind übrigens die Kommissare aus München. Die nach Quoten populärsten Ermittler, Thiel und Boerne aus Münster, sind relativ harmlos – sie liegen bei den Verstössen im Mittelfeld.