Die Vermessung der Welt

Der Mathematiker Gauss ist ein Sitzenbleiber und der Forscher von Humboldt ein Herumtreiber. Zeitgenossen beide, und Säulen der deutschen Wissenschaft – sind sie auf der Suche nach der Dritten Dimension. Jetzt im Kino. Wer um die Welt kommt muss deshalb noch lange keinen Schritt weiterkommen. Das hat Hermann Hesse seinen Narziss denken – und ihn […]

Der Mathematiker Gauss ist ein Sitzenbleiber und der Forscher von Humboldt ein Herumtreiber. Zeitgenossen beide, und Säulen der deutschen Wissenschaft – sind sie auf der Suche nach der Dritten Dimension. Jetzt im Kino.

Wer um die Welt kommt muss deshalb noch lange keinen Schritt weiterkommen. Das hat Hermann Hesse seinen Narziss denken – und ihn zu Hause bleiben – lassen.  Das singt auch mal Polo Hofer. Und das beschreibt Daniel Kehlmann in seinem Bestseller «Vermessung der Welt» (34 Wochen Nummereins-Hit in Deutschland). Der Mathematiker Gauss ist ein Sitzenbleiber und der Forscher von Humboldt ein Herumtreiber, Zeitgenossen beide, und Säulen der deutschen Wissenschaft.

Kehlmann verband Fakt und Fiktion der beiden Lebensgeschichten zu einem kleinen Meisterwerk der Sprachkunst im anekdotischen Fabulieren. Wer derart unbeschwert die Schwergewichte der Wissenschaftsgeschichte entzaubert, wird nicht lange auf eine Verfilmung warten müssen: Tatsächlich hat Kehlmann mit Detlef Buck das Drehbuch zum Buch gleich mitentwickelt. Was daraus wurde: Ein Bilderrausch. Ein Sittenbild. Ein Stationenfilm, der jede Menge Einfälle und doch kaum eine Idee enthält. Die allesamt grandiosen Schauspielerinnen dürfen leise bis deutliche Ironie walten lassen.

Von einem Buch, das auf jeder Seite fesselt, die man aufschlägt, das auf jeder Seite Witz und Feingeist verbreitet, darf man nicht einen Film erwarten, der auf den lakonischen Ton verzichten will. Doch nimmt eben dies dem Film, was das Buch auszeichnet: Wann immer man es weggelegt hat, wird man jedesmal wieder angezogen und liest gespannt weiter, als hätte man zu einem neuen Buch gegriffen, und wird jedes Mal von Neuem mehr amüsiert als gefesselt. Der Film hingegen bleibt kühl, distanziert, selbst die Ironie bringt uns den Figuren nicht näher, obwohl ihr Esprit mit den gerissenen 3D-manchmal ganz schön mit dem Arsch voran ins Gesicht springt.

 

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