Binia Feltscher und ihre Curlerinnen schaffen an der EM in Champéry den Coup. Acht Monate nach dem Gewinn des WM-Titels in Kanada lassen sie sich auch als Europameisterinnen feiern.
In einem spektakulären Final mit vielen Szenerie-Wechseln siegten Christine Urech, Franziska Kaufmann, Vizeskip Irene Schori und Skip Binia Feltscher zum zweiten Mal in Folge die starken, in den neun Vorrundenspielen ungeschlagenen Russinnen, die Europameisterinnen von 2012 um Skip Anna Sidorowa. In der Playoff-Partie um den direkten Einzug in den Final hatten die Schweizerinnen 6:5 gewonnen, im Final setzten sie sich 8:7 durch.
Im 5. End des Finals, der einige Fehler, aber auch zahlreiche überragend gespielte Steine brachte, gerieten die Schweizerinnen durch ein Zweierhaus erstmals in Rückstand (2:3). Sie reagierten jedoch umgehend mit einem Zweier. Nach einem unfreiwilligen Einer der Russinnen im 7. End zum 4:4 gewannen die Schweizerinnen den Vorteil des letzten Steins bei unentschiedenem Spielstand zurück. Und diesen Vorteil nützten sie im «verrückten» 8. End weidlich aus. Obwohl Sidorowa mit ihrem ersten Versuch zwei im Zentrum liegende Schweizer Steine hatte entfernen können, notierte das Team Schweiz unter dem Jubel des Publikums zuletzt vier Punkte zur entscheidenden 8:4-Führung. Die Russinnen kamen noch bis auf zwei Steine heran, konnten aber im 10. End nichts mehr ausrichten. Der letzte Punkt für die Russinnen zum 7:8 war nicht relevant, nachdem Feltscher mit ihrem letzten Versuch nur einen von zwei russischen Steinen hatte entfernen müssen.
Feltschers Equipe sicherte dem Schweizer Frauencurling den sechsten EM-Titel der Geschichte und den ersten seit 2008, als die Davoser Crew der mittlerweile zurückgetretenen Mirjam Ott im schwedischen Örnsköldsvik triumphiert hatte.
Vor den Spielerinnen des CC Flims war es in der 35-jährigen Geschichte der Frauen-WM erst vier Teams gelungen, im gleichen Kalenderjahr sowohl WM-Gold als auch EM-Gold zu gewinnen. Feltscher und ihre Crew stehen nun in einer Reihe mit dem Schweizer Team von Basel Albeina (Gaby Casanova/1979), den Norwegerinnen um Dordi Nordby (1990) sowie den schwedischen Formationen von Elisabet Gustafson (1992) und Anette Norberg (2005).
Binia Feltscher ist nun endgültig aus dem langen Schatten der erfolgreichsten Schweizer Curlerin Mirjam Ott getreten, an deren Seite sie noch 2006 als Nummer 3 in Turin Olympia-Silber gewonnen hatte.
Auch mit seinen drei neuen Mitspielern bleibt der Schwede Niklas Edin einer besten Curler der Welt. In Champéry errang der 29-Jährige aus Karlstad seinen dritten EM-Titel nach jenen von 2009 in Aberdeen und 2012 in Karlstad selber. Aus Palmares ragen der WM-Triumph von 2013 in Victoria (Ka) und die Olympia-Bronzemedaille von Sotschi 2014 heraus.
Im Wallis siegten die Schweden in allen ihren elf Einsätzen. Im hart umstrittenen Final bezwangen sie die von Thomas Ulsrud angeführten Weltmeister aus Norwegen 5:4 nach Zusatz-End.