Mit dem Heimspiel gegen Anschi Machatschkala schliessen die Young Boys heute (19 Uhr) die Gruppenphase der Europa League ab. In einem Fernduell mit Liverpool kämpft YB um den Einzug in die K.o.-Phase.
Nach der Auslosung und spätestens nach den zwei Niederlagen zum Auftakt gegen Liverpool (3:5) und in Moskau gegen Anschi (0:2) hatte niemand mehr mit einem Weiterkommen der Young Boys gerechnet. Zu stark schienen die prominenten Gegner, zu naiv agierte der Underdog aus der Super League, der auch im Alltag der Meisterschaft kaum zu überzeugen vermochte. Angeführt von einem überragenden Raul Bobadilla setzten die Berner aber zu einem Steigerungslauf in Europa an und holten in den letzten drei Spielen gegen Udinese (zweimal) und Liverpool sieben Punkte. „Es ist genial, was wir bisher in der Gruppenphase geleistet haben“, sagte Captain Marco Wölfli. „Nun wollen wir natürlich die Sensation schaffen.“
Die Qualifikation für die K.o.-Phase können die Young Boys allerdings nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen; sie sind auf das bereits ausgeschiedene Udinese angewiesen, das zuhause Liverpool empfängt. Der Modus bringt es mit sich, dass die Berner trotz eines Sieges gegen Anschi ausscheiden, im Fall einer Niederlage aber auch weiterkommen könnten. Damit Liverpool nach 2002 (in der Champions League gegen Basel) erneut in der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs an einem Schweizer Vertreter scheitert, müssen die „Reds“ in Udine verlieren, oder – sofern YB gegen Anschi gewinnt – maximal einen Punkt holen. Bereits sicher in den 1/16-Finals ist Anschi, Udinese hat keine Chance mehr auf die Qualifikation. Gewinnen die Berner gegen Anschi mit drei Toren Differenz und siegt Liverpool nicht, wäre YB sogar Gruppensieger.
Trotz der speziellen Ausgangslage will sich sich YB-Trainer Martin Rueda nicht auf grosse Rechenspiele einlassen: „Wir spielen auf Sieg. Was in Udine passiert, werden wir früh genug erfahren.“ Für Rueda ist die Partie gegen die von Weltstars wie Samuel Eto’o und Juri Schirkow gespickte Mannschaft aus Dagestan ein „super Jahresabschluss“. Bereits im Hinspiel hatten die Berner angedeutet, dass sie mit dem vom Oligarchen Sulejman Kerimow alimentierten Verein mithalten können.
Im letzten Heimspiel des Jahres, für das 20’000 Zuschauer erwartet werden, muss Rueda neben den Langzeitverletzten auch auf Elsad Zverotic verzichten. Der Montenegriner hatte sich im letzten Meisterschaftsspiel gegen Sion (3:1) eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen und musste gestern Forfait erklären. Zverotic wuchs in den letzten Wochen im defensiven Mittelfeld zur festen Grösse und hat massgeblichen Anteil am europäischen Höhenflug der Berner. Dank seinem Weitschusstor zum 2:2 vor zwei Wochen an der Anfield Road in Liverpool verhinderte Zverotic das frühzeitige Ende der europäischen Träume.
Wieder mit dabei ist Raul Bobadilla, der in den letzten beiden Meisterschaftsspielen gegen Luzern und Sion gesperrt war. Der Argentinier war mit seinem Hattrick zuhause gegen Udinese und seinem Traumtor in Liverpool bisher der überragende YB-Spieler in der Europa League. Insgesamt traf der Argentinier in der laufenden Kampagne sieben Mal, mit fünf Toren in der Gruppenphase ist er nach Edison Cavani von Napoli (6 Tore) der zweitbeste Torschütze.
Anschi Machatschkala wird im Stade de Suisse nicht in Bestbesetzung antreten – obwohl alle Stars die Reise nach Bern mitgemacht haben. Anschi trifft am Montag in einem weiteren Spitzenspiel in der Meisterschaft auswärts auf Zenit St. Petersburg. Dank dem 2:0 am letzten Sonntag gegen ZSKA Moskau führt Anschi nach 18 Runden ex-aequo mit ZSKA die Tabelle der heimischen Liga an.