Olympiasieger Fabian Cancellara spricht nach seinem überragenden Auftritt im Zeitfahren in Rio de Janeiro über seine Renntaktik, die Schwierigkeiten – und seinen Hochzeitstag.
Fabian Cancellara, wann haben Sie gemerkt, dass es für Gold reichen wird?
Fabian Cancellara: «Ich habe gedacht, ich sei zu schnell losgefahren, weil ich schon früh einen gesunden Vorsprung hatte. Wir wussten aber, wie das Rennen eingeteilt werden soll: in der ersten Runde nicht zu schnell. Nach dem ersten Steilstück habe ich mich mich etwas zurückgenommen, um dann hinauf auf den zweiten Berg und auf der zweiten Runde aufzudrehen. Ich denke, wir haben alles richtig gemacht.»
Lassen sich die Olympiasiege von Peking und Rio irgendwie miteinander vergleichen?
«Das sind verschiedene Emotionen. Auf Peking hatte ich eine andere Vorbereitung. Was heute passiert ist, steht über Peking oder vielen anderen Rennen, die ich gewonnen habe, oder über anderen Leistungen, die ich erbracht habe. Heute geht ein ganz grosser Teil meiner Karriere zu Ende. Ich wusste, dass es meine letzten Olympischen Spiele sein würden, dass es das letzte grosse Rennen des Jahres sein würde. Ich hatte heuer viele Rennen mit vielen emotionellen Barrieren. Weil ich ein Perfektionist bin, macht es das Leben nicht einfacher – in den letzten Tagen erst recht nicht.»
Was bedeutete das?
«Durch diese Barriere trug ich einen zusätzlichen Rucksack mit mir herum. Bei den Klassikern war es sehr schwierig, mit dieser Situation umzugehen. Auch an der Tour de France oder in Bern erlebte ich emotionale Tage. Das musste ich verarbeiten. Es kann sein, dass ich genau durch den vorzeitigen Ausstieg an der Tour jene Tage bekam, um Ruhe zu finden und mich auf Rio zu fokussieren. Diese Leistung steht über allem, was ich in meiner Karriere erreicht habe.»
Wie sieht das weitere Programm nun aus? Wann fliegen Sie nach Hause?
«Eigentlich war der Rückflug für den 12. August geplant. Aber wir feiern zum zehnten Mal Hochzeitstag. Meine Frau hat es mehr als verdient, dass ich am 12. mittags in Zürich bin. Ich habe gewusst, dass bis heute mein Tag ist. Für die Zeit danach wollte ich etwas zurückgeben. Was jetzt kommt, ist ein normaler Marathon. Aber ich kann im Flugzeug ja dann gut schlafen.» (lacht)