Auch in der letzten Verhandlungsrunde vor dem Weltnachhaltigkeitsgipfel in Rio de Janeiro haben sich die Diplomaten bei der UNO in New York noch nicht auf einen Fahrplan einigen können, wie die Weltwirtschaft vorangetrieben und gleichzeitig die Umwelt bewahrt werden kann.
Von einem Konsens sei man noch weit entfernt, sagte der Schweizer Delegationsleiter, Franz Perrez am Mittwochabend (Ortszeit) in New York vor Medienvertretern. Ziel des Gipfels in Rio ist es, möglichst konkrete Vereinbarungen zu treffen, wie Wirtschaftsentwicklung und Umweltschutz Hand in Hand gehen können.
Vorschläge für globale Zielsetzungen aus entwickelten Staaten, auch aus der Schweiz, sind laut Perrez zwar gut, stossen aber auf Skepsis vieler Entwicklungsländer. Diese befürchteten, die Industrienationen versuchten ihnen ein bestimmtes Wirtschaftssystem vorzuschreiben.
Es gehe aber keineswegs darum, über das Schlagwort einer grünen Wirtschaft solchen Ländern durch ein Hintertürchen den Kapitalismus aufzwingen zu wollen, sagte Perrez, Chef der Abteilung Internationales im Bundesamt für Umwelt (BAFU). Vielmehr bestehe das Ziel in einer umweltverträglichen Bewirtschaftung des Planeten.
Ein hochdotiertes Gremium von Politikern und Wissenschaftlern, dem auch alt Bundesrätin Micheline Calmy-Rey angehörte, präsentierte im Januar dieses Jahres Vorschläge, wie eine bessere Gestaltung des Umweltschutzes hinsichtlich einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung aussehen könnte.
Die Arbeit des Rates machte deutlich, in welchem Masse die dringenden Probleme der Erde miteinander verknüpft sind. Schon zu Beginn des neuen Jahrtausends steckte sich die UNO hohe Ziele: Der Welthunger und die globale Armut sollten bis 2015 halbiert werden, die Stellung der Frau sollte wesentlich gestärkt, Krankheiten vehementer bekämpft werden.
Heute ist absehbar, dass diese Ziele nur teilweise erreicht werden können. Perrez hofft deshalb, dass in Rio Beschlüsse gefasst werden können, mit denen die Millenniumsziele mit den Bemühungen um Nachhaltigkeit und Umweltschutz kombiniert werden können. Längerfristig sei der Weg, die Umwelt in wirtschaftliche Überlegungen einzubeziehen, der einzige gangbare, sagte Perrez.