Direkt aus London: «King Lear» im Pathé Kino

Britannien feiert Shakespeare, ein Oscar-Preisträger inszeniert und wir schauen zu: am 1. Mai im Küchlin. Das «National Theatre London» zeigt den neuesten «King Lear». Zur Einstimmung ein paar Vorgänger. Die Pathé-Kinos bringen am 1. Mai im Kinosaal grosses Kino mit grossem Theater – und dem grössten Autor aller Zeiten – zusammen: Das «National Theatre London» zeigt […]

Britannien feiert Shakespeare, ein Oscar-Preisträger inszeniert und wir schauen zu: am 1. Mai im Küchlin. Das «National Theatre London» zeigt den neuesten «King Lear». Zur Einstimmung ein paar Vorgänger.

Die Pathé-Kinos bringen am 1. Mai im Kinosaal grosses Kino mit grossem Theater – und dem grössten Autor aller Zeiten – zusammen: Das «National Theatre London» zeigt «King Lear» von William Shakespeare in einer Inszenierung von Sam Mendes. Wir legen Ihnen ein paar filmische Spuren aus: «King Lear» hat in der Filmgeschichte viele Filmemacher fasziniert. Sam Mendes («Skyfall») wird uns am 1. Mai auch als Theatermacher überraschen:

1. Grosses Kino im grossen Theater

Das National Theatre London präsentiert die präzise Arbeit eines Oscar-Preisträgers. Mendes ist einer, der fast alles kann: «American Beauty», «Road to Perdition», «James Bond 007 – Skyfall» und jetzt «King Lear» als Direktübertragung aus London in den Pathé-Kinos in der Steinen:

Der Stoff von der Teilung eines Reiches hat aber nicht nur die Theater immer wieder fasziniert. Er hat auch die Teilung von Film und Theater immer wieder aufgehoben. Einer der grossen Theatermacher hat sich gleich zweimal an die Grenzen gewagt: Peter Brook.

2. Peter Brook: An den Originalschauplätzen in Dänemark

Den Weg vom Theater zum Film ging immer wieder der vor allem durch Theaterregie berühmte Peter Brook. Er bebildert den irrlichternden Starrsinn des Alten mit fast sakraler Ruhe. Er setzt in seinen Bildern Stillstand gegen Sturm. Das gibt dem Text seine ganze Kraft: Die Dialoge werden fast durchgehend in einem gepflegten Kammerton zelebriert. Ein Kunstwerk in Schwarz-weiss für eine mehrfarbige Sprache des Paul Scofield:

3. Leise, luzide und – mit dem Herrn der Ringe

Trevor Nunn brachte für die «Royal Shakespear Company» eine solide Theateraufführung ins Studio. Mit Ian McKellen («Herr der Ringe») stellt er einen anderen grossen Schauspieler des britischen Theaters ins Zentrum. Nunn sucht nicht nach den Bildern, die den Text zur Geltung bringen. Er legt die Bilder wie den Text aus: mit Licht, mit Rhythmus und einem Hang zur Vollständigkeit.

4. Das Genie der Bilder trifft das Genie der Sprachbilder

Es mutet fast erstaunlich an, wenn man «Ran» sieht, dass das eines der letzten Werke eines alten Mannes sein soll: Akira Kurosawa drehte den Film im Alter von 75. «Was mich immer an König Lear störte war, dass Shakespeare seinen Charakteren keine Vergangenheit gegeben hat. In Ran versuchte ich, Lear eine Vergangenheit zu geben.» Obwohl keine direkte Adaption von Shakespeare, hat der Film doch die grossen Züge der Fabel:

5. Der Genie-Schauspieler trifft den Genie-Texter

Ein weiterer Grosser des Films traf sich im Alter mit dem Alten: Orson Welles spielte 1953 für eine Fernsehproduktion den Alten. Wiederum besorgte Peter Brook die Regie und lässt uns den zunehmenden Wahnsinn des Alten so besichtigen:

6. Der Genie-Musiker trifft auf Shakespeare Rhythmusgefühl

In einer der fiebrigsten Lear-Filme setzt Grigori Kozintsev 1971 das Drama ganz in die unruhigen Zeiten eines Umsturzes: Dmitri Shostakovich komponierte die Musik. Jüri Järvet – spielte einen fast jugendlich Wahnsinnigen:

7. Wenn der Vater die Tochter zu sehr liebt

Warum soll Jocelyn Moorhouse in dieser Liste fehlen, die 1997 «A Thousand Acres» eine Variante der Reichsteilung ins ländliche Amerika verlegte? Sie entlockt der Familien-Geschichte um einen amerikanischen Gross-Bauern jene Dimension, die in dem «Lear»-Drama auch steckt: der Inzest. Mit Michelle Pfeiffer und Colin Firth:

Und als Extra: Ein Film fast aus den Zeiten Williams

Als wäre er aus Shakespeares Tagen: Ein wunderbar veralteter Alter ist in Gerolamo Lo Savios «Re Lear» zu besichtigen. Wenn auch der Spielstil fast lausbubenhaft improvisiert wirkt – der Film von 1910 vermittelt eine Ahnung davon, wie die grossen Sprachwerke Shakespeares einst in heruntergetrimmter Version durch Europa tourten. Nach ein paar Tagen Proben und in einer offenen Arena – vor einem stehenden (!) Publikum: rasch, verspielt, frech, und oft genug durch Improvisationen unterbrochen …

Nun denn auf zum 1. Mai in den Pathé-Kinos.

Nächster Artikel