Bei Borussia Dortmund herrscht vor dem Halbfinalhinspiel in der Champions League gegen Real Madrid wegen des Wechsels von Mario Götze zu Bayern München Unruhe zur Unzeit.
Der Transfer von Götze zum Erzrivalen überstrahlte alles. Deshalb wirkte das Lächeln der Protagonisten vor dem «spektakulärsten Heimspiel der Geschichte von Borussia Dortmund» (Vereins-Homepage) etwas gequält, in ihren Ausführungen war ein gewisser Trotz zu hören. «Das ist eine klassische Jetzt-Erst-Recht-Situation. Wer immer es gewollt hat, dass unsere Vorbereitung gestört wird, wird keinen Erfolg haben», sagte Trainer Jürgen Klopp. Das Energiebündel richtete, nachdem unter anderem auf Götzes Facebook-Seite Hunderte von «Fans» beleidigende Kommentare hinterlassen hatten, einen Appell an die Supporter: «Lasst uns einen besonderen Abend daraus machen, einen richtigen BVB-Abend. Vollgas geben und alles andere ausblenden.»
Berechtigte Hoffnung, zum zweiten Mal nach dem Triumph 1997 in den Final einzuziehen, kann Dortmund aus zwei Statistiken schöpfen. Zum einen ist der BVB als einziges Team noch ungeschlagen, zum anderen gelangte er in den fünf bisherigen Heimspielen zu fünf Siegen (10:3 Tore). Darunter war auch das 2:1 in der Gruppenphase gegen den heutigen Gegner Real Madrid. Für Unterstützung ist ebenfalls gesorgt. Alle 65’829 Tickets sind längst weg, einige Fans übernachteten gar zweimal vor den Schaltern. Nachfrage und Geduld gingen beim Anstehen allerdings nicht einher, es kam zu wüsten Rangeleien und Polizeieinsätzen.
Real Madrid stand bislang zwölf Mal im Endspiel der Champions League, seit dem Sieg 2002 aber nie mehr. Dreimal bedeuteten seit damals die Halbfinals das Ende der Träume, zuletzt im Vorjahr im Penaltyschiessen gegen Bayern München. Heuer soll alles anders werden, dafür sorgen soll Cristiano Ronaldo. Der Superstar von der Blumeninsel Madeira hat bereits 50 Saisontore erzielt, elf davon in der Champions League. «Zum Spiel in Dortmund fährt er wie eine perfekt geölte Maschine, so vertrauenswürdig wie ein deutsches Auto», schrieb die Real-nahe Sportzeitung «Marca».
Frei von Sorgen ist der Real-Tross nicht in den Ruhrpott gereist. Denn die Statistik der Madrilenen auf deutschem Boden ist alles andere als «königlich». In 24 Europacup-Spielen gab es bei 17 Niederlagen einen einzigen Sieg. Dazu ist Trainer José Mourinho wegen Absenzen zu Wechseln auf der rechten Abwehrseite gezwungen. Der formstarke Michael Essien fehlt ebenso verletzt wie Linksaussen Marcelo, Alvaro Arbeloa ist gesperrt. Und im defensiven Mittelfeld, so spekulierten spanische Medien, könne Luka Modric wegen einer Muskelzerrung kaum eingesetzt werden. «Bei so vielen Verletzten hat Mourinho hinten keinen Plan B», schrieben die lokalen Sportzeitungen. Mourinho dürfte für diese taktischen Probleme wie immer eine Lösung parat haben.