Drachenmädchen – aus dem Tal der Tränen

Es gibt selten Filme, die eine Generation so eindrücklich und verstörend zu Wort kommen lässt, die in dreissig Jahren das Sagen haben wird – in China. Abgehärtet. Erleuchtet. Kampfbereit. Der Sommer naht, der Blick sucht sorgenvoll die Waage. Wer die Extrakilos eines langen Winters nicht im Bauch-Gepäck für den Sommer einchecken will, dem bleibt bloss […]

Es gibt selten Filme, die eine Generation so eindrücklich und verstörend zu Wort kommen lässt, die in dreissig Jahren das Sagen haben wird – in China. Abgehärtet. Erleuchtet. Kampfbereit.

Der Sommer naht, der Blick sucht sorgenvoll die Waage. Wer die Extrakilos eines langen Winters nicht im Bauch-Gepäck für den Sommer einchecken will, dem bleibt bloss ein kurzer Frühling, sich wieder auf die letztjährige Badehosegrösse zu trimmen. Ein Kampf, der gewonnen werden kann.

Ohne Fitness-Center googeln zu müssen, können Sie im «Drachenmädchen» mehrere Fliegen aufs Mal schlagen: Abchillen und Kung-Fu treiben und China kennenlernen. Kampfmädchen gewähren Einblick in ihren Alltag im Kung-Fu-Shaolin-Institute wo 35 000 sich mit Körperkunst abhärten. 35 000?! Alleine die Zahl lässt schwitzen.

In einem fasziniernden Eröffnungsbild treten Hundertschaften von Kämpferkindern auf dem Pausenplatz an, um in der Masse ihre Kunst zu synchronisieren. Hart dagegen geschitten wirkt die Armut der Eltern wie eine Idylle. Im Interview erläutern der Schuldirektor des Kampf-Institutes und der Mönch des Shaolin-Klosters ihre Weltsicht. Es sind Erziehungsentwürfe, die dem Anspruch der chinesischen Gesellschaft gerecht werden, Armut und Bildungslosigkeit von Milliarden von Menschen zu bekämpfen.

Wir folgen mit Inigo Westmeier den drei Mädchen, die da eben noch in der Humanmasse untergingen, in ihr Training: Was die Kinder an täglichem Drill über sich ergehen lassen, senkt allein schon durch Zuschauen den Fettgehalt unserer Körperzellen. Westmeier schafft es dabei, Bilder der Massendisziplin gegen einfachste Armut zu stellen, wie auch den geistigen Reichtum des Sports gegenüber der Verarmung durch dessen massenhafte Ausübung zu zeigen.

Fliehen oder Standhalten. Um nicht in die Armut zurück zu sinken, nehmen dier Mädchen jede Herausforderung an. Wer sich ein Bild von Chinas Entwürfen für eine gesellschaftliche Disziplin machen will, kann hier mehr als nur etwas Wohlstandsspeck abarbeiten. Wer der Waage wieder mit guten Gewissen gegenübertreten will, sollte nicht nur auf Pop-Corn verzichten. Ein Blick in die Badelatschen beweist uns, dass dieser Film alle etwas angeht: Made in China. So verstörend haben wir das selten eingefangen gesehen.

 

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