Drei Fünftel der Bevölkerung für elektronisches Patientendossier

Knapp 60 Prozent der Bevölkerung begrüssen ein elektronisches Patientendossier. Dabei gibt nicht die Effizienzsteigerung den Ausschlag, sondern der schnelle Zugriff auf die Daten im Notfall. 81 Prozent legen aber höchsten Wert auf Transparenz.

Arzt hört Lungen einer Patientin mit einem Stethoskop ab (Archiv) (Bild: sda)

Knapp 60 Prozent der Bevölkerung begrüssen ein elektronisches Patientendossier. Dabei gibt nicht die Effizienzsteigerung den Ausschlag, sondern der schnelle Zugriff auf die Daten im Notfall. 81 Prozent legen aber höchsten Wert auf Transparenz.

Die Mehrheit der Patienten will also ihr Dossier jederzeit einsehen können, wie der Vergleichsdienst Comparis.ch zu einer am Dienstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage schreibt. Als Vorteil des elektronischen Patientendossiers nannten 60 Prozent den schnellen Zugriff auf die Daten.

Nur 18 Prozent gehen hingegen von einer Effizienzsteigerung aus, indem etwa Doppeluntersuchungen unterbleiben. Dass Patienten durch das Dossier mehr Kontrolle und Übersicht über ihre Behandlungen erhalten, sehen nur zwölf Prozent als Vorteil. Und eine Qualitätsverbesserung erwarten gerade einmal zehn Prozent.

Datenschutz im Vordergrund

Bezüglich der Bedenken gegen das elektronische Patientendossier steht mit 63 Prozent der Nennungen ein möglicher Datenmissbrauch an erster Stelle. Angst vor einer Überwachung durch die Krankenkassen haben dagegen nur sieben Prozent.

Dennoch verlangen 82 Prozent der Befragten, dass neben dem Patienten auch der Hausarzt ins Dossier schauen kann. 21 Prozent wollen das Einsichtsrecht den Kassen zubilligen, neun Prozent nur dem Patienten.

63 Prozent wollten alle behandelnden Fachkräften zur Mitarbeit am Dossier verpflichten, eine Freiwilligkeit befürworteten nur 30 Prozent.

Viele weitere von Politikern angeführte Bedenken spielen bei der Bevölkerung kaum eine Rolle. Einen Prämienanstieg befürchtet nur ein Prozent, ärztliche Voreingenommenheit bei einer eingeholten Zweitmeinung beängstigt zwei Prozent. Mit höherem administrativem Aufwand rechnen drei Prozent.

Mehrheit sieht überwiegend Vorteile

Beim Abwägen von Vor- und Nachteilen überwiegen für 57 Prozent die Vorteile, nur für 25 Prozent dominieren die Minuspunkte. Für zehn Prozent halten sich die beiden Seiten die Waage, acht Prozent sind unentschlossen.

Finanzieren soll das Dossier für eine Mehrheit von 53 Prozent der Staat, also Bund oder Kantone. 16 Prozent sehen die Patienten in der Pflicht, eine Bezahlung über höhere Krankenkassenprämien befürworten zehn Prozent. Nur zwei Prozent wollen eine Finanzierung über höhere Arzttarife.

Comparis.ch liess im Februar 1204 Personen zwischen 15 und 74 Jahren befragen. Die Umfrage führte das Link-Institut telefonisch in allen drei Sprachregionen durch.

Gemäss der Botschaft des Bundesrates, die derzeit beim Parlament liegt, sollen Patienten selbst entscheiden, ob für sie ein elektronisches Dossier angefertigt wird. Zugriff gibt es nur bei Zustimmung des Patienten, Krankenkassen und Arbeitgeber bleiben ausgeschlossen. Die Leistungserbringer im stationären Bereich sollen die Erstellung zwingend anbieten müssen.

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