Der seit fast zwei Jahren verschwundene chinesische Bürgerrechtsanwalt Gao Zhisheng muss drei Jahre ins Gefängnis. Überraschend brachte die Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag Licht in den Verbleib des prominenten Anwalts.
Ein Pekinger Volksgericht habe entschieden, dass der 47-Jährige eine 2006 wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ verhängte dreijährige Haftstrafe doch absitzen müsse. Er habe „mehrmals ernsthaft“ gegen Auflagen für die Bewährung verstossen, die nächste Woche abgelaufen wäre.
Die Nachricht war das erste „Lebenszeichen“ von dem 47-Jährigen seit April 2010. Wo der Anwalt gewesen ist, wurde nicht gesagt. Gao Zhisheng zählte einst zu den zehn Spitzenanwälten Chinas, entwickelte sich aber zum Kritiker des Systems, nahm politisch heikle Fälle an und kam schliesslich selbst vor Gericht.
Seine Familie sei nicht von der Entscheidung unterrichtet worden, berichtete sein älterer Bruder Gao Zhiyi der Nachrichtenagentur dpa in Peking. „Es kann doch nicht sein, dass sie ihn jetzt ins Gefängnis stecken.“ Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von „wahrlich schockierenden Nachrichten“.
„Fast zu Tode gefoltert“
Seine im Exil in den USA lebende Frau Geng He veröffentlichte im Januar 2010 einen Bericht ihres Mannes, wie er in Polizeigewahrsam zwischen 2005 und 2008 misshandelt und „fast zu Tode gefoltert“ worden sei.
Wegen der ständigen Belästigungen durch die Staatssicherheit war seine Frau Anfang 2009 mit den beiden Kindern aus China über Thailand in die USA geflüchtet, wo sie Asyl erhielten. Daraufhin wurde Gao Zhisheng im Februar 2009 abgeholt. Seither galt er meist als verschwunden.