Thomas Middelhoff, der frühere Chef des insolventen deutschen Handels- und Touristikkonzerns Arcandor, ist am Freitag zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Noch im Gerichtssaal wurde der 61-Jährige verhaftet.
Das Landgericht Essen befand ihn in 27 Fällen von Untreue und drei Fällen von Steuerhinterziehung für schuldig. Middelhoff kommt nach seiner Verurteilung vorläufig in Untersuchungshaft.
Er sollte noch im Laufe des Nachmittags in eine Justizvollzugsanstalt gebracht werden, wie ein Gerichtssprecher sagte. In der kommenden Woche werde aber noch einmal geprüft, ob der Manager gegen Kaution oder andere Auflagen auf freien Fuss gesetzt werden könne.
Den von Middelhoff verursachten Schaden bezifferte das Gericht auf rund 500’000 Euro. Würde das Urteil rechtskräftig, müsste der 61-Jährige ins Gefängnis. Gegen die Entscheidung können Middelhoffs Verteidiger aber noch Revision beim Bundesgerichtshof einlegen.
Haftbefehl wegen Fluchtgefahr
Der Vorsitzende Richter Jörg Schmitt begründete den Haftbefehl gegen Middelhoff mit Fluchtgefahr. Ausschlaggebend dafür seien die Höhe der verhängten Freiheitsstrafe, der Wohnsitz im Ausland und die unklare berufliche Situation des Managers.
Mit seinem überraschend harten Urteil blieb das Gericht nur geringfügig unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Sie hatte für den Manager eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten gefordert.
Die Anklagebehörde hatte Middelhoff vorgeworfen, den damals krisengeschüttelten Arcandor-Konzern in den Jahren zwischen 2005 und 2009 zu Unrecht mit ganz oder teilweise privat veranlassten Kosten in Höhe von mehr als 800’000 Euro belastet zu haben. Dabei ging es vor allem um teure Flüge in Privatjets.
Middelhoffs Verteidiger hatten dagegen einen Freispruch gefordert. Noch in seinem Schlusswort hatte der Manager alle Vorwürfe zurückgewiesen und beteuert: «Ich kann mir kein Fehlverhalten vorwerfen.»