Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sind am Freitag drei Menschen getötet worden. Ein Strassenhändler sei in der Küstenstadt Alexandria erschossen worden, erklärte ein Polizeisprecher.
Der Schütze, ein Mitglied der verbotenen Muslimbruderschaft, sei festgenommen worden. In der Stadt Suez wurden zwei Menschen bei Strassenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei getötet und acht verletzt. In Kairo vertrieb die Polizei Anhänger der Muslimbrüder, die Autoreifen anzündeten und versuchten, Barrikaden zu errichten, mit Tränengas.
Die Unterstützer Mursis gingen in mehreren Städten auf die Strasse, um die Wiedereinsetzung des vom Militär Anfang Juli entmachteten Staatschefs zu fordern. Nach Angaben des Innenministeriums wurden landesweit 169 Demonstranten festgenommen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Laut einem Bericht des Staatsfernsehens wurde ein Polizist verletzt.
Zum Boykott aufgerufen
Die Muslimbruderschaft, der auch Mursi entstammt, wurde im Dezember als Terrororganisation eingestuft. Die islamistische Bewegung trotzt jedoch den Repressionen von Polizei und Justiz und ruft immer wieder zu Protesten auf.
Unter anderem fordert sie die Bevölkerung auf, das Verfassungsreferendum zu boykottieren, über das am kommenden Dienstag und Mittwoch abgestimmt werden soll. Das Votum gilt einigen Beobachtern als Stimmungstest für Armeechef Abdel Fattah al-Sisi, der später selbst als Präsidentschaftskandidat antreten könnte.
Er hatte Mursi im Juli nach Massenprotesten gegen dessen Herrschaft entmachtet. Die Muslimbruderschaft sieht die Absetzung Mursis als Putsch, der das bevölkerungsreichste Land der arabischen Welt auf seinem Weg in die Demokratie zurückgeworfen hat. Sisi dagegen preist das geplante Referendum als Schritt hin zu Parlaments- und Präsidentschaftswahlen.
Muslimbrüder vor Gericht
Mursi und zahlreiche Mitglieder der Muslimbruderschaft müssen sich derzeit vor Gericht verantworten. Am Donnerstag wurden 113 Unterstützer des Ex-Präsidenten wegen Beteiligung an ungenehmigten und gewaltsamen Protesten zu Haftstrafen von jeweils zweieinhalb bis drei Jahren verurteilt.