Ein bewaffneter Mann hat am Donnerstag im Mailänder Justizpalast das Feuer eröffnet und mindestens drei Menschen, darunter auch einen Richter, erschossen. Der Täter flüchtete auf einem Motorroller, konnte von der Polizei aber ausserhalb der Stadt festgenommen werden.
Zwei weitere Menschen wurden verletzt, einer von ihnen schwer, wie die Behörden mitteilten. Bei den Todesopfern handelt es sich um einen Insolvenzrichter, einen Rechtsanwalt und einen Zeugen beim Prozess um die Insolvenz des Telekommunikationskonzerns Eutelia.
Der Schütze stand dabei wegen betrügerischen Bankrotts vor Gericht. Der 57-jährige Mann soll in den vergangenen Monaten erhebliche finanzielle Probleme gehabt haben.
Insgesamt hat der Täter laut Behördenangaben 13 Schüsse abgegeben. Dabei tötete er auch seinen Rechtsanwalt, der auf seine Verteidigung verzichtet hatte, weil er den Unternehmer für gefährlich hielt.
Auf dem Roller geflohen
Die Polizei ging zunächst davon aus, dass sich der Schütze nach der Tat weiter im Gebäude verschanzt halte. Die Zugänge wurden gesperrt und die Menschen in Sicherheit gebracht. Vor dem Gebäude warteten mehrere Ambulanzen. In Wirklichkeit war er jedoch mit seinem Motorroller geflüchtet.
Wie Innenminister Angelino Alfano über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte, wurde der mutmassliche Schütze schliesslich in der Ortschaft Vimercate nordöstlich von Mailand geschnappt und in eine Kaserne der Polizei gebracht. Laut Nachrichtenagentur Ansa erklärte der Mann nach seiner Festnahme, er habe sich an denjenigen rächen wollen, die ihn ruiniert hätten.
Unklar war zunächst, wie der Mann mit seiner Waffe in das Gebäude gelangen konnte, da die Eingänge mit Metalldetektoren kontrolliert werden. Die Regionalbehörden forderten Innenminister Alfano auf, die Sicherheitsvorkehrungen im Gebäude zu prüfen. Der Justizpalast steht im historischen Zentrum von Mailand, nur wenige Strassen vom Dom und dem Geschäftsviertel entfernt.
«Aggressiv und ein wenig paranoid»
Der Anwalt Valerio Maraniello sagte, der mutmassliche Schütze sei ihm bekannt. Vor zwei oder drei Jahren sei er in einer Immobilienaffäre Anwalt des Mannes gewesen. Er habe ihn als «aggressiv und ein wenig paranoid» erlebt. Er sei stets davon überzeugt gewesen, dass man ihn übers Ohr hauen wolle. Auf Ratschläge habe er nie gehört.
Regierungschef Matteo Renzi sprach den Familien der Opfer sein Mitgefühl aus. «Das Sicherheitssystem in unserem Land kann nicht solche Löcher und Risse haben. Etwas hat nicht funktioniert», sagte Renzi, der Konsequenzen ankündigte.