Ihre Botschaft von Frieden und Versöhnung ist gefragter denn je. Zwar versteht sich die Dresdner Frauenkirche auch zehn Jahre nach der Weihe zuerst als Gotteshaus – aber auch als Forum.
Frieden. Das Wort zieht sich durch die 125 vollen Gebetsbücher der Dresdner Frauenkirche. Gerade in diesen Tagen füllen sich die Seiten noch schneller mit Gebeten rund um Versöhnung oder zu Wünschen nach einer friedlichen Welt. «Es ist die Botschaft der Frauenkirche», sagen die Pfarrer Sebastian Feydt und Holger Treutmann, beide Mitglieder der Geschäftsführung der Stiftung Frauenkirche.
Gotteshaus, Friedenssymbol, Konzertsaal, Touristenmagnet – das originalgetreu wiedererrichtete Bauwerk hat seit der Weihe Ende Oktober 2005 seinen Platz unter den protestantischen Gotteshäusern zurück. Es ist ein Ort des Glaubens, aber auch Konzertstätte, Lernort und Forum der Auseinandersetzung mit Themen aus Politik und Gesellschaft – und wieder ein Wahrzeichen Dresdens.
Fast 20 Millionen in- und ausländische Gäste besuchten die spätbarocke Kirche seit der Weihe. US-Präsident Barack Obama betete unter der mächtigen Sandsteinkuppel für die Verständigung zwischen Israel und Palästina, der muslimischen Welt und dem Westen, Russlands Präsident Wladimir Putin klopfte an die Eichentür.
Ein geistlicher Ort
«Die Frauenkirche ist in erster Linie ein geistlicher Ort», sagt Pfarrer Treutmann. Die Warteschlangen vor den Türen sind seltener, das Interesse hat sich auf hohem Niveau stabilisiert – regelmässig sitzen zwischen 500 und 1200 Menschen im Innenraum. Auch durch Taufen, Konfirmationen und Trauungen ist eine Art eigene Gemeinde entstanden.
Bisher mehr als 7500 Gottesdiensten und Andachten hatten rund 3,4 Millionen Besucher. «Der Zuspruch von Dresdnern ist viel höher als erwartet, aber auch noch steigerbar.» 625 Kinder und 180 Erwachsene wurden unter der mächtigen Orgel getauft, 315 Paare getraut oder verbunden. Die Nachfrage ist noch immer grösser als das Angebot.
Mit 1,1 Millionen Besuchern bei mehr als 1100 Konzerten ist die Frauenkirche auch eine Kultureinrichtung. So gastierten schon New Yorker und Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado, Simone Young, Anna Netrebko, Anne-Sophie Mutter, Jonas Kaufmann, Thomas Quasthoff oder die Regensburger Domspatzen. Rund eine Million Euro kosten Pflege und Unterhalt des Gebäudes pro Jahr.