Späte Öffentlichkeit für einen bislang Unbekannten: Leben und Werk des Schweizer Künstlers Adrian Zingg (1734-1816) sind erstmals Thema einer Einzelausstellung in Dresden.
Das Kupferstich-Kabinett zeigt bis zum 6. Mai rund 150 Drucke und Zeichnungen aus eigenem Bestand sowie Leihgaben aus Wien, Basel, Weimar oder Berlin. Es ist die erste Retrospektive zu Zingg, der 50 Jahre lang in Dresden wirkte.
Obwohl von grosser Bedeutung für die Landschaftsmalerei, ist der Künstler selbst unter Kunsthistorikern ein grosser Unbekannter. „Zu Unrecht, das wollen wir ändern“, sagte Museumsdirektor Bernhard Maaz am Donnerstag.
Die in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich entstandene Schau soll Zingg rehabilitieren und wird später im Jahr (27. Mai bis 12. August) auch in der Schweiz zu sehen sein. Die Ausstellung spannt den Bogen von den Anfängen des Künstlers als Reproduktionsstecher bis zu seinem Wirken als Meister der Landschaftsdarstellung.
Entdeckung der Natur
Herzstück sind grossformatige Sepiablätter mit sächsischen und böhmischen Ansichten. Neben der Darstellung grafischer Techniken erlaubt erhaltenes Studienmaterial seiner Zeit an der Dresdner Akademie auch Einblicke in Lehre und Arbeitsweise.
Zingg habe eine Zwischenstellung gehabt zwischen barockem Erfinden und romantischem Empfinden, sagte Maaz: „Mit ihm verbinden sich das Phänomen des frühen Tourismus und die Entdeckung der Natur.“
Sächsische Schweiz
Nach der Ausbildung in Bern und Paris kam Zingg 1766 als Lehrer für Kupferstich an die Dresdner Akademie. Mit dem Schweizer Porträtmaler Anton Graff erwanderte und entdeckte er Sachsens und Böhmens Landschaft. Sie nannten das Elbsandsteingebirge in Anlehnung an ihre Heimat Sächsische Schweiz.
Das Kupferstich-Kabinett besitzt den weltweit grössten Bestand an Zingg-Werken – 450 Drucke und 75 Zeichnungen. Der Erwerb des einzig erhaltenen Skizzenbuchs gab 1996 den Anstoss zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung.