Die Genfer Polizei hat am Freitag ein Mitglied der kalabresischen Mafia ‚Ndrangheta festgenommen. Er war seit zwei Jahren auf der Flucht. Laut den italienischen Strafverfolgungsbehörden ist der Mann ein dicker Fisch im internationalen Kokain- und Heroinhandel.
«Er wurde auf Antrag der italienischen Justiz verhaftet», sagte Folco Galli, Sprecher des Bundesamts für Justiz (BJ), am Pfingstmontag gegenüber der Westschweizer Zeitung «Tribune de Genève». In Italien drohen ihm bis zu 17 Jahre Haft. Er sei gesucht worden, weil er seine Strafe verbüssen müsse – vor allen wegen seiner Drogengeschäfte.
«Der Mann wurde am Samstag angehört», sagte Galli weiter. Er wehre sich gegen seine Auslieferung. «Italien wird daher ein formelles Auslieferungsersuchen einreichen.» Bis dahin werde der 39-jährige Mafioso im Genfer Gefängnis Champ-Dollon untergebracht.
Lange bespitzelt
Nach Angaben der «Tribune de Genève» wohnte der Mann vor seiner Festnahme in der französischen Gemeinde Veigy-Foncenex im Département Haute-Savoie. Er überquerte regelmässig die Grenze, um in einer Pizzeria in Carouge GE als Koch zu arbeiten.
Die Verhaftung ist das Ergebnis monatelanger Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Monza und einer Spezialeinheit. Durch Abhörmassnahmen und die Überwachung von E-Mails waren die Strafverfolgungsbehörden in der Lage, die Bewegungen des Flüchtigen zu verfolgen und seinen Wohnsitz in Frankreich zu eruieren. Dies berichten mehrere italienische Medien auf ihrer Internetplattform. Die Polizeien Frankreichs und der Schweiz wurden demnach erst vor kurzem eingeschaltet.
Nicht erster Mafia-Fall
Der Mafiosi war seit Oktober 2015 flüchtig. Er entkam den italienischen Behörden während eines Hausarrests, den er aus gesundheitlichen Gründen gewährt bekam.
Die Schweiz steht häufig im Zentrum grosser internationaler Straffälle. Aufgrund eines Auslieferungsersuchens der italienischen Behörden wurden im März 2016 in den Kantonen Thurgau und Zürich zeitgleich Mitglieder der mutmasslichen Frauenfelder ‚Ndrangheta-Zelle festgenommen.
Gegen alle 13 Festgenommenen wurde die Auslieferung verfügt. Eine Person wurde mittlerweile an Italien ausgeliefert.