Hipster und Häuser wie im New Yorker Stadtteil Williamsburg, aber viel schneller zu erreichen: Dublin ist Europas Tor zu Amerika – und bewahrt dennoch seine irischen Eigenschaften.
Dublin ist eine Stadt im Sog der Globalisierung. Immer mehr Hipster-Bars und Sandwich- und Latte-Macchiato-Bistros ziehen in die Innenstadt. Warnten Reiseführer vor 15 Jahren noch vor der allgegenwärtigen Kartoffel-Fleisch-Küche, kann man heute internationale, gluten- und laktosefreie Küche geniessen. Die neueste Mode: Irische Küche neu gemacht – Shepards Pie mit Olivenöl und Biolamm zum Beispiel.
Das Publikum dieser neuen Bars und Restaurants: Die Expats der Facebook-Generation. Irland hat mit rekordtiefen Unternehmenssteuern die Internetbranche angezogen: Firmen wie Apple, Google, Facebook, Yelp und Dropbox haben ihr Europahauptquartier in Dublin aufgeschlagen.
Ihre Angestellten ziehen in die Ziegelsteinhäuser ein, die Dublins Strassen säumen und von denen trotz allgegenwärtiger Verkaufsschilder und Renovationen viele leer stehen. Lange bleiben die Expats nicht, erfährt man. Bei der nächsten Gelegenheit ziehen sie in eine glamourösere Stadt, nach London, Hongkong, wohin auch immer.
Glanz des Empire
Doch auch das alte Dublin, das Dublin, das James Joyce in seinem Jahrhundertroman «Ulysses» beschreibt, gibt es noch. Die Museums- und Regierungsgebäude und alten Hotels zwischen College Park und St. Stephens Green zeugen vom Glanz des Britischen Empires, von dem auch ein bisschen auf Dublin abfiel.
Auf dem grossen Einkaufsboulevard, der O’Connell Street, laufen immer noch auffallend viele Rotschöpfe herum, und die Pubs mit ihren frittierten Mittagsmenüs gehören noch immer zur Kulisse wie die Ha’penny-Bridge über den Stadtfluss Liffey. Besonders konzentriert finden sich viele Pubs im Bezirk Temple Bar gleich am Südufer des Liffeys. Dort trinken nach Feierabend Originaldubliner ihr Guinness neben Sprachschülern und Touristengruppen.
Eine Stadt für Spaziergänger
Ebenfalls empfehlenswert ist ein Spaziergang entlang dem malerischen Grand Canal, der durch den südlichen Teil der Stadt fliesst und einen in die ruhigen Aussenquartiere bringt – nochmals in ein anderes Dublin. Wer nicht so schnell müde Beine bekommt, kann dem Kanal bis an Dublins Westende folgen und dort das zum Museum umfunktionierte Gefängnis Kilmainham Gaol besuchen. Hier wurden während des Osteraufstandes 1916 irische Rebellen, die sich gegen die Kolonialmacht England auflehnten, erschossen.
Dublin ist keine Stadt, deren Monumente nach tagelangem Sightseeing verlangen. Doch wer sich durch die Strassen treiben lässt, durch die alten Pubs und die neuen Bars, durch die herrschaftlichen Ziegelsteinhäuser, der lernt die gemütliche und zugleich weltläufige Atmosphäre der Stadt schätzen, die in englischer Kolonialzeit «Second City of the Empire» genannt wurde. Und würde gerne länger als nur ein Wochenende in Dublin bleiben.
- Ausgehen: Die Camden Street, die vom Zentrum in den Süden verläuft, ist von geschmackvollen Bars und Restaurants mit Gerichten aus aller Welt gesäumt. Ein Hauch von Williamsburg in Dublin. Ein Bier im grossen Bernard Shaw-Kulturzentrum lohnt sich.
- Ausgeben: Das Powerscourt Centre im Zentrum Dublins ist ein georgianisches Stadtviertel, das mit bunten Läden und Cafés vollgestellt ist. Auch in den Strassen um das Centre finden sich originelle Geschäfte und hübsche Lokale. Powerscourt Townhouse Centre, 59 South William Street.
- Anheitern: Natürlich touristisch, aber trotzdem sympathisch, ist eine Tour in der zum Museum umfunktionierten alten Distillerie des bekanntesten irischen Whiskey-Herstellers Jameson. Danach gibt es natürlich einen Gratiswhiskey. 9 bis 18 Uhr (Sonntag 10 bis 18 Uhr). Tickets 14 Euro.
- Ausspannen: In den Iveagh Gardens mit Wasserfall, Statuen, Hecken und Brunnen entspannt und spaziert es sich königlich.