Durchmesserlinie bringt Appenzellerland eine S-Bahn

Das Appenzellerland bekommt eine eigene S-Bahn. Die Durchmesserlinie (DML) ermöglicht es den Appenzeller Bahnen (AB), künftig zwischen Teufen und Trogen den Viertelstundentakt anzubieten. Mit dem Bau des Ruckhaldetunnels endet ein Stück Eisenbahn-Nostalgie.

Die Durchmesserlinie ist das grösste Bauprojekt in der Geschichte der Appenzeller Bahnen. Die Teilstrecke auf dem Ruckhaldenhang in St. Gallen wird durch einen Tunnel ersetzt. (Bild: sda)

Das Appenzellerland bekommt eine eigene S-Bahn. Die Durchmesserlinie (DML) ermöglicht es den Appenzeller Bahnen (AB), künftig zwischen Teufen und Trogen den Viertelstundentakt anzubieten. Mit dem Bau des Ruckhaldetunnels endet ein Stück Eisenbahn-Nostalgie.

Heute endet die Appenzeller Bahn, von Teufen AR her kommend, beim St. Galler Nebenbahnhof in einem Stumpengleis. Gleiches gilt für die aus der entgegengesetzten Richtung von Trogen AR einfahrenden Züge. Ende 2016 sollen die beiden Linien miteinander verbunden sein und zur Durchmesserlinie werden, wie AB-Sprecher Alexander Liniger auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.

Dazu ist nicht nur eine Umgestaltung des Bahnhofs notwendig, sondern vor allem der Bau eines rund 700 Meter langen Tunnels unter der Ruckhalde von St. Gallen. Heute verkehren die Züge der Appenzeller Bahn dort im steilen Gelände samt enger Kurve noch immer im Zahnradbetrieb.

Lange Vorgeschichte

Die Durchmesserlinie ist das grösste Bauprojekt in der Geschichte der Appenzeller Bahnen. Allein für die Realisierung des Tunnels wird mit Kosten von rund 63 Millionen Franken gerechnet. Der Wegfall der letzten Zahnradstrecke erlaubt laut Appenzeller Bahnen den Ersatz der alten Kompositionen durch günstigere und komfortablere Niederflurzüge. Die neue Flotte kostet das Bahnunternehmen rund 95 Millionen Franken.

Die Modernisierung des 1904 in Betrieb genommenen Streckenabschnitts von St. Gallen nach Appenzell hat eine lange Vorgeschichte. Bereits Mitte der 1970er-Jahre lag ein Projekt für einen Ruckhaldetunnel vor, das 1976 vom Bund genehmigt, aber nie realisiert wurde. Strittig war über Jahrzehnte die Streckenführung.

Auch das heutige Projekt musste nach Protesten und über dreissig Einsprachen aus der Bevölkerung nochmals überarbeitet werden, da es beim Tunneleingang eine überdimensionierte Betonrampe vorsah, welche das Zentrum des Quartiers Riethüsli durchschnitten hätte.

Tunnel soll verlängert werden

2009 wurde das Projekt und 2011 die Überarbeitung des Tunnelportals im Riethüsli-Quartier eingereicht. Ende 2015 erhielten die Appenzeller Bahnen vom Bundesamt für Verkehr (BAV) grünes Licht für den Bau der Durchmesserlinie.

Obwohl die Vorarbeiten für den Ruckhaldetunnel bereits laufen, gibt es eine weitere Planänderung. Seit vergangener Woche liegt ein Änderungsgesuch öffentlich auf. Das Tunnelportal beim Güterbahnhof soll um dreissig Meter nach Norden verschoben werden. Die Verlängerung auf 730 Meter erfolge auf Wunsch der Stadt St. Gallen und verursache keine Mehrkosten, erklärte Liniger.

Das rund 30’000 Quadratmeter grosse Areal ist in städtischem Besitz, nur das Trassee, das frei wird, gehört den Appenzeller Bahnen. Für die Stadt werden damit attraktive Baulandreserven frei.

90-Millionen-Franken-Projekt

Das Projekt kostet rund 90 Millionen Franken. Knapp die Hälfte davon – 41 Millionen Franken – trägt der Bund. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden übernimmt 24 Millionen, St. Gallen 16 Millionen und Appenzell Innerrhoden 7 Millionen Franken. Die Parlamente und die Landsgemeinde in Appenzell haben die Kantonsbeiträge bewilligt. Das Innerrhoder Volk durfte als einziges über die Durchmesserlinie entscheiden.

Die zukunftstaugliche Agglomerationsbahn ins Appenzellerland soll nicht nur schneller, sicherer und bequemer verkehren, sondern auch mehr Passagiere bringen. Die Appenzeller Bahnen haben laut Liniger von 2006 bis 2014 bereits ein Wachstum von 15 Prozent bei den beförderten Personen verzeichnet. Dieser Trend solle sich nach der Fertigstellung der Durchmesserlinie Ende 2018 fortsetzen.

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