Seit sieben Jahren gehört der Amerikaner Dustin Johnson zu den besten Golfprofis der Welt. Kurz vor dem 32. Geburtstag triumphiert er erstmals an einem der vier grossen Turniere, am US Open.
Das 116. US Open in Oakmont im Bundesstaat Pennsylvania entschädigte Dustin Johnson für das viele Pech, für das oftmals knappe Scheitern an den Turnieren auf Grand-Slam-Stufe in den letzten Jahren. Der Topathlet und Longhitter aus South Carolina siegte nach einer aufwühlenden Schlussrunde drei Schläge vor einem Terzett, das aus den Amerikanern Jim Furyk und Scott Piercy sowie Shane Lowry aus Irland bestand. Lowry war als sensationeller Leader mit vier Schlägen Vorsprung in die letzte Runde gestartet. Er fand aber den Tritt nicht und wurde schon auf der vorderen Platzhälfte von der Konkurrenz eingeholt.
Der renommierte Engländer Lee Westwood, der nach drei Runden gute Chancen auf seinen ersten Majortitel gehabt hatte, fiel mit einer desaströsen Runde von 80 Schlägen in den 32. Rang zurück. Von den drei Topfavoriten hielt sich der Weltranglisten-Erste Jason Day aus Australien am besten. In der letzten Runde kam der Sieger der letztjährigen US PGA Championship zeitweise bis auf drei Schläge an die Spitze heran, bevor er sich am 16. Loch zweimal nicht aus einem Greenbunker befreien konnte und wieder zurückfiel. Er beendete das zweite Majorturnier des Jahres als Achter, sieben Schläge vor dem amerikanischen Vorjahressieger Jordan Spieth, der sich mit dem 37. Platz zufriedengeben musste. Nordirlands Star und Mitfavorit Rory McIlroy war nach zwei Runden ausgeschieden.
Organisatoren sorgen für Skandal
Dustin Johnson, der seit 2009 an Majorturnieren elfmal unter die besten zehn gekommen war – davon viermal in den letzten fünf Majors – wurde in der Schlussrunde um ein Haar das Opfer eines der grössten Skandale in der Geschichte des Profigolfsports. Der Hauptdarsteller war nicht Johnson selbst, sondern der organisierende amerikanische Golfverband USGA.
Auf dem extrem schnellen Green des 5. Lochs bewegte sich Johnsons zuvor ruhender Ball ganz leicht, ohne dass der Spieler einen Einfluss genommen hatte. Die Regeln besagen, dass der Spieler in einem solchen Fall einen Strafschlag bekommt, wenn sich der Ball in dem Moment bewegt, wenn der Spieler Position bezogen hat und spielbereit am Ball steht. Johnson war unsicher und liess einen Platzschiedsrichter kommen, der entscheiden musste. Der Schiedsrichter befand, dass keine Regelwidrigkeit vorlag. Johnson durfte ohne Strafe weiterspielen.
Anderthalb Stunden später, am 12. Loch und mitten im heissesten Kampf um die Leaderposition, schritt ein anderer Offizieller der USGA zu Dustin Johnson und sprach ihn an. Er sagte ihm, dass die Vorgänge auf dem 5. Green nochmals untersucht würden und dass er möglicherweise eine Strafe zu gewärtigen habe. Man hätte Johnson genauso gut zu Ende spielen lassen und ihn erst nach der Runde damit konfrontieren können. So aber musste Johnson die letzten sechs Löcher in grösster Unsicherheit spielen, mit der Befürchtung, dass er am Ende wegen Strafschlägen nicht gewinnen oder vielleicht sogar disqualifiziert werden würde. Trotz dieser vom Verband auf fahrlässige Weise verschuldeten Verunsicherung spielte der Amerikaner auf höchstem Niveau zu Ende. Er konnte den Abstand zur Konkurrenz sogar noch vergrössern. Zuletzt brummte die USGA dem Spieler tatsächlich noch einen Strafschlag auf, wohl um die unsägliche Intervention während der Runde zu rechtfertigen. Der Strafschlag spielte indes keine Rolle. Johnson gewann mit drei statt mit vier Schlägen Vorsprung.
Das Gebaren des Verbandes und seiner Regelhüter wurde schon während der Schlussrunde von zahlreichen Persönlichkeiten, so auch von Rory McIlroy und Jordan Spieth, schwer kritisiert.