Dutzende Flüchtlinge bei Raketenbeschuss von Konvoi getötet

Dutzende Menschen sind bei einem Raketenangriff auf einen Flüchtlingskonvoi im Osten der Ukraine gestorben. Die Schuld will niemand dafür übernehmen.

Ukrainische Flüchtlinge in einem Camp in Russland (Bild: sda)

Dutzende Menschen sind bei einem Raketenangriff auf einen Flüchtlingskonvoi im Osten der Ukraine gestorben. Die Schuld will niemand dafür übernehmen.

Bei einem Raketenangriff auf einen Flüchtlingskonvoi im Osten der Ukraine sind nach Angaben von Militär und Separatisten Dutzende Menschen getötet worden. Armee und Aufständische wiesen sich gegenseitig die Schuld zu.

Die genaue Zahl der Opfer habe noch nicht ermittelt werden können, sagte Armeesprecher Andrej Lyssenko in Kiew. «Die Rebellen haben den Konvoi abgepasst und ihn vollständig zerstört.»

«Die Wucht der Attacke war so gross, dass die Menschen bei lebendigem Leib in den Fahrzeugen verbrannten – sie konnten sich nicht selbst befreien», sagte ein weiterer Sprecher des Militärs einem ukrainischen Sender. Die Busse hätten Flüchtlinge aus der Stadt Lugansk transportiert.

Die Aufständischen wiesen jede Schuld von sich. «Die Ukrainer selbst bombardieren die Strasse dauernd mit Kampfjets und Raketen», sagte der Vize-Ministerpräsident der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Andrej Purgin, der Nachrichtenagentur Reuters. Offenbar hätten die Soldaten dabei nun Zivilisten getötet.

Massenflucht aus belagerter Stadt

Derzeit fliehen etwa 500 Menschen pro Tag aus Lugansk, der zweiten grossen Stadt neben Donezk, die die Separatisten noch unter Kontrolle haben. Armee und Aufständische kämpfen seit Monaten um Lugansk, dessen Einwohner seit zwei Wochen weitgehend von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten sind.

Die Regierungstruppen haben Lugansk weitgehend von der Aussenwelt abgeriegelt und in der Stadt einige wichtige Stellungen wieder eingenommen.

Auch andernorts dringt die Armee immer weiter in die Separatistengebiete vor. Soldaten hätten einen Belagerungsring um die von Rebellen besetzte Stadt Horliwka gezogen und einige kleinere Siedlungen übernommen, erklärte das Militär. Horliwka mit seinen mehr als 230’000 Einwohnern ist strategisch wichtig, weil es an der Hauptverbindungsstrasse zwischen Donezk und Lugansk liegt.

Separatisten verhängen Todesstrafe

Als Zeichen der Schwäche wurde gewertet, dass die Separatisten den Aufbau von Militärtribunalen und die Verhängung der Todesstrafe für Straftaten wie Verrat, Spionage, Sabotage sowie Angriffe auf die Rebellenführung ankündigten.

Im Verlauf der seit vier Monaten andauernden Kämpfe im Osten der Ukraine wurden bereits mehr als 2100 Menschen getötet. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bereits mehr als 285’000 Menschen vor den Kämpfen flohen.

Ein russischer Konvoi mit rund 280 Lastwagen, der nach Darstellung Moskaus 1800 Tonnen Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung geladen hat, wartete weiterhin an der Grenze zur Ukraine auf die Abfertigung.

Keine greifbaren Fortschritte

Krisengespräche der Aussenminister Deutschlands, Russlands, der Ukraine und Frankreichs am Sonntag in Berlin brachten keine greifbaren Fortschritte. Man sei aber übereinkommen, den Dialog in dieser Form fortzusetzen, erklärte das Aussenministerium in Moskau.

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow verwies darauf, dass beide Seiten in der Frage eines bedingungslosen Waffenstillstands in der Ostukraine und einer politischen Lösung des Konflikts nicht vorangekommen seien.

Mit Nachdruck wies Lawrow erneut Vorwürfe Kiews zurück, russisches Kriegsgerät werde illegal auf ukrainisches Territorium gebracht. Berichte über einen angeblich von der ukrainischen Armee zerstörten russischen Militärkonvoi seien «reine Fiktion».

Er räumte aber eine hohe Konzentration russischer Truppen an der Grenze ein. «Wenige Kilometer von dieser Grenze entfernt findet ein Krieg mit Artillerie, Luftwaffe und möglicherweise ballistischen Raketen statt. Da kann man nicht vorsichtig genug sein», sagte Lawrow.

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