Nach mehr als einem Jahr Haft sind in Myanmar dutzende Studenten aus dem Gefängnis freigekommen. Ein Gericht in der Stadt Tharrawaddy ordnete am Freitag die Freilassung von rund 70 Studenten an.
Sie waren im März vergangenen Jahres für Bildungsreformen auf die Strasse gegangen. Das damals noch herrschende Militär hatte die Studentenproteste gewaltsam niedergeschlagen und zahlreiche Demonstranten festgenommen.
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die das Aussenministerium führt, hatte am Donnerstag die Freilassung politischer Gefangener und inhaftierter Aktivisten angekündigt.
Am Freitag versprach sie, rund ein Dutzend Studenten, die immer noch in Haft sitzen, nach den bevorstehenden Neujahrsferien freizulassen. Vorher müssten ihre Fälle aber noch überprüft werden.
Die freigelassenen Studenten in Tharrawaddy brachen im Gerichtssaal in Jubel aus, weinende Eltern nahmen ihre Kinder in die Arme. «Unsere Freilassung zeigt, dass wir kein Verbrechen begangen haben», sagte die Studentin Ei Thinzar Maung.
Trotzdem hätten sie und die anderen Gefangenen «mehr als ein Jahr im Gefängnis gelitten». Sie forderte die neue Regierung um Suu Kyi auf, nun sofort alle politischen Gefangenen freizulassen.
Noch hunderte politische Gefangene in Haft
Nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation Assistance Association for Political Prisoners sassen in Myanmar bis Freitag noch rund 120 politische Gefangene in Haft. Mehr als 400 weitere warteten demnach auf ihren Prozess.
Die meisten waren noch vor der Wahl im November festgenommen worden, die Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie (NDL) haushoch gewonnen hatte. Suu Kyi selbst hatte während der Militärherrschaft selbst jahrelang in Hausarrest gesessen.
Das Militär hatte Myanmar mehr als 50 Jahre lang geführt, 2011 aber einen demokratischen Übergang eingeleitet. Im November hatte Suu Kyi mit der NLD fast vier Fünftel der zu vergebenden Parlamentssitze gewonnen. Ein Viertel der Parlamentssitze sind aber weiterhin für das Militär reserviert – ebenso wie drei Schlüsselfunktionen in der Regierung.
Im März wurde Suu Kyis Vertrauter Htin Kyaw zum ersten zivilen Präsidenten des südostasiatischen Landes seit Jahrzehnten gewählt. Suu Kyi konnte selbst nicht Präsidentin werden.
Sie durfte wegen der noch von der Militärjunta durchgesetzten Verfassung nicht kandidieren, weil ihre Söhne die britische Staatsbürgerschaft haben. Stattdessen wurde sie mit mehreren einflussreichen Posten bedacht. Die 70-Jährige ist unter anderem Aussenministerin und Leiterin des Präsidialamtes.