Mehrere Dutzend mutmasslich linksextreme Täter haben eine Polizeiwache in Leipzig angegriffen. Bis zu 50 vermummte Menschen bewarfen am Mittwochabend die Fensterscheiben der mit zwei Beamten besetzten Wache mit Steinen, Farbbeuteln und Feuerwerkskörpern.
Ausserdem warfen die Vermummten einen Brandsatz in einen auf dem Hinterhof abgestellten Streifenwagen, wie die Polizei in der sächsischen Stadt am Donnerstag mitteilte. Den Angaben zufolge hielt das in den Fenstern verbaute Sicherheitsglas stand, die beiden Beamten in der Wache blieben unverletzt.
Es sei jedoch erheblicher Sachschaden entstanden. Nach der nur etwa 30 Sekunden dauernden Attacke seien die Täter geflüchtet, wobei sie auf umliegenden Strassen sogenannte Krähenfüsse verstreut hätten, teilten die Ermittler mit. Ziel sei es gewesen, die Reifen von Polizeiwagen zu beschädigen.
Der Polizei zufolge handelte es sich um eine politisch motivierte Tat. Im Laufe der Nacht sei im Internet ein anonymes Bekennerschreiben veröffentlicht worden, in dem die Täter ihre Attacke auf die Wache mit dem zehnten Todestag des Asylbewerbers Oury Jalloh begründet hätten.
Jalloh war 2005 in der Zelle eines Polizeireviers in Dessau in Sachsen-Anhalt ums Leben gekommen, nachdem seine Matratze in Brand geraten war. Der Sachverhalt wurde in mehreren Prozessen bis zum Bundesgerichtshof aufgearbeitet, wobei Richter stets zu der Einschätzung kamen, Jalloh habe die Matratze selbst angezündet. Das wird von seinen Angehörigen, Flüchtlingsorganisationen und innerhalb der linksalternativen Szene aber bezweifelt.