Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse macht sich für das Milizsystem in der Schweiz stark. Mit einer Erklärung, die von über 200 Firmen und Organisationen unterzeichnet wurde, soll «eine zunehmende Professionalisierung des Parlaments» gestoppt werden.
«Wichtig ist es uns zudem, dass Wirtschaftsinteressen wieder vermehrt direkt in die politischen Institutionen einfliessen», sagte Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung vom Mittwoch. Im Wahljahr wolle der Verband darauf hinweisen, dass «das Milizsystem eine extrem grosse Bedeutung» für den Zusammenhalt der Schweiz habe.
Die Institutionen wie Armee oder Kirche hätten heute nicht mehr die gleiche Kraft wie einst, stellt Karrer fest. Die «zunehmende Internationalisierung» sei mit ein Grund für das Bröckeln des Milizsystems. «Wir wollen deutlich zum Ausdruck bringen, dass die Wirtschaft für das Milizprinzip einsteht.»
Es sei auch ein Versuch, «die Vertrauenserosion» zwischen Politik und Wirtschaft zu stoppen. Wenn es gelinge, das Bewusstsein für die Bedeutung des Milizsystems zu schärfen, «werden sich die beiden Welten wieder näherkommen».
Zusätzliche Ferientage für Milizpolitiker
Mögliche Massnahmen seien bereits identifiziert. Dazu zählten etwa flexible Arbeitsmodelle, welche die Vereinbarkeit von Beruf und gesellschaftlichem Engagement erleichtern, oder Anspruch auf zusätzliche Ferientage. Einzelne Unternehmen würden zudem politisch aktiven Mitarbeitern erlauben, die gesamte politische Tätigkeit administrativ über das Büro abzuwickeln. Bei Wirtschaftsführern wachse die Überzeugung, dass eine direktere Teilnahme an politischen Prozessen nötig sei.
Heute fehle es in den Parlamenten aller Stufen an Wirtschaftskompetenz, sagte Karrer. Aktuelle wirtschaftliche Sorgen und Nöte müssten unmittelbarer wahrgenommen werden. «Das bedingt, dass sich Leute aus der Wirtschaft direkt an den politischen Prozessen beteiligen.»