«Edge of Tomorrow» – Tom Cruise in der Zeitschlaufe

«Wenn Sie Tom Cruise hassen: Er stirbt in diesem Film so an die 200 Mal. Wenn Sie Tom Cruise mögen, sehen Sie ihn in einer genialen Performance». So bringt es der Regisseur Doug Liman auf den Punkt. Fans von Tom Cruise werden mit «Edge of Tomorrow» einen einfach gestrickten Shooter-Thriller sehen. Wer Tom Cruise nicht […]

«Wenn Sie Tom Cruise hassen: Er stirbt in diesem Film so an die 200 Mal. Wenn Sie Tom Cruise mögen, sehen Sie ihn in einer genialen Performance». So bringt es der Regisseur Doug Liman auf den Punkt.

Fans von Tom Cruise werden mit «Edge of Tomorrow» einen einfach gestrickten Shooter-Thriller sehen. Wer Tom Cruise nicht mag, darf immerhin zuschauen, wie er so an die 200 Mal umgebracht wird. Dass er überlebt, liegt an einer filmischen Trickkiste, die schon «Täglich grüsst das Murmeltier», oder «Source Code» aufgemacht haben. Wir sehen immer wieder denselben Film – neu:

«All You Need Is Kill»  von Hiroshi Sakurazaka war Lesestoff für leichte Hirne und diente dem Film als Vorlage. Wer den Militär-Science-Fiction nicht buchstabieren mochte, konnte Bildli schauen. Tom Cruise hat Bildli geschaut und sich entschieden, daraus einen Bildlifilm zu machen, in dem die Welt gerettet wird. Die Welt ist diesmal Europa. Und deren Zentrum der Louvre.

Das Militär als Spielfeld der Erleuchtung

Der Job von Major Bill Cage (Cruise) beim Militär ist es, Kriege hübsch zu kommunizieren. Er redet Kriege schön, indem er der Öffentlichkeit klar macht, dass Kriege nur geführt werden, um Kriege zu verhindern.

Cage, der über keinerlei Kampferfahrung verfügt, wird nun aber an die Front katapultiert: Die verläuft zur Zeit an der französischen Küste. Plötzlich steht der Schönreder, der bislang der Öffentlichkeit Krieg als eine astrein gute Sache verkauft hat, dort, wo der Krieg Wirklichkeit ist: im Dreck, im Blut, im Feuer. An der Front.

Dort, wo er nie sein wollte, hilft ihm das Schönreden nichts. Die Front ist brutal wie in einem Shooter-Game: Die Gegner sind Ausserirdische, und die können die Zukunft voraussehen. Nach drei Minuten ballern ist Cage tot und seine Zukunft futsch.

Statt Schönreden hilft jetzt nur eines: auferstehen. Dank ausserirdischen Kräften wird Cruise noch einmal in die alte Zeit geworfen: Alles noch einmal von vorn, bitte. Also erwacht Cage erneut, vor einem Tag, und trifft auf eine Soldatin. Mit dem neuen Tag beginnt auch eine neue Geschichte? Die Schöne und der Schönredner.

(Warum die Zukunft nun gerade an diesem Punkt beginnt und nicht an einem anderen, ist eine der vielen Ungereimtheiten der Story, die so einige Gesetze der Kausalität elegant mit Computertechnik umschifft. Das soll uns nicht daran hindern, weiter zu gamen…)

Auch Bill Murray durfte mehrmals den gleichen Tag erleben – wesentlich geruhsamer 

Hart an der Kante zur Zukunft

Cage darf nun mit der schönen Rita Vrataski (Emily Blunt) noch einmal an die Front. Die Wirklichkeit, die eben noch aussah wie ein dreckiges Level in einem Game, entpuppt sich immer mehr als solches: Wie im Game darf Cage immer wieder neu anfangen. Da Cage und Vrataski sich jedoch immer besser auskennen, sind sie der Zeit stets ein bisschen voraus. Sie wissen im Voraus, was jetzt kommt. Und wir – leider auch.

So verbringen wir den Rest des Films im Dauer-Reset-Modus. Auf jedem Level kommt Cage den Bösewichten näher. Wenn es brenzlig wird, lässt er sich erschiessen. Reset. Dann ist er der Zeit wieder so lange voraus, bis er von ihr überholt wird. Im vollen Game-Groove.

«Edge of Tomorrow» ist für Gamer ein absolutes Muss. Wer allerdings mit aufgesetzter 3D-Brille und Chips im Schoss nach der Spiel-Konsole greift, findet sie weder unter dem Kino-Sitz versteckt, noch hat der Nachbar sie geschnappt. «Edge of Tomorrow» ist leider nicht zum Mitspielen. Wir warten auf die Game-Version. Damit wir und wie Tom Cruise fühlen dürfen – beim Erschiessen lassen.

Der Film läuft zur Zeit in den Pathé-Kinos u.a. in Basel

 

 

 

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