EFG International gleicht Rechtskosten mit Spartenverkauf aus

Bei der Privatbank EFG International zeigen sich die Probleme des Schweizer Finanzplatzes deutlich. Die verwalteten Vermögen sind geschrumpft. Rechtsfälle und Steuerverfahren in den USA und Grossbritannien kosteten im vergangenen Jahr 32,7 Mio. Franken.

EFG-Chef John Williamson (Archiv) (Bild: sda)

Bei der Privatbank EFG International zeigen sich die Probleme des Schweizer Finanzplatzes deutlich. Die verwalteten Vermögen sind geschrumpft. Rechtsfälle und Steuerverfahren in den USA und Grossbritannien kosteten im vergangenen Jahr 32,7 Mio. Franken.

Die von der griechischen Reederfamilie Latsis kontrollierte Bank konnte den Gewinn aber auf 111,8 (Vorjahr: 111,2) Mio. Fr. halten, weil die Anlageprodukte-Tochter EFG Financial Products abgespalten und an der Schweizer Börse kotiert wurde. Der Verkauf der Anteile an der heutigen Leonteq steuerte 36,4 Mio. Fr. zum Jahresgewinn bei.

Für den US-Steuerstreit fielen Rechtskosten von 2,8 Mio. Fr. an, weitere 6,5 Mio. Fr. wurden für erwartete Aufwendungen zurückgestellt.

Darin ist aber noch kein Rappen für die Busse eingerechnet, auf die sich die EFG als Kategorie-2-Bank im US-Strafprogramm einstellen muss. EFG-Chef John Williamson sagte am Mittwoch an der Bilanzpräsentation in Zürich, er habe weiterhin keine Indizien für die Höhe der Busse.

In Grossbritannien verlor EFG einen Rechtsstreit nach einer Klage wegen falscher Beratung und musste 15,4 Mio. Fr. zahlen. Hinzu kam die Vorauszahlung von 8 Mio. Fr. für das Steuerabkommen. Zudem wurde EFG wegen zu lascher Kontrollen zur Verhinderung von Geldwäscherei sanktioniert, in der Schweiz unter anderem wegen Geldern aus dem Umfeld des tunesischen Ex-Präsidenten Ben Ali.

Nicht so gut wie erhofft

Im Communiqué klammerte EFG diverse weitere Sonderfaktoren aus. Williamson zeigte Verständnis dafür, dass Analysten von verwirrenden Angaben sprachen. Er wolle verdeutlichen, dass sich das fortgeführte Geschäft ohne Einmaleffekte in die richtige Richtung entwickle. So gut wie erhofft sei die Bank aber nicht vorangekommen, räumte der EFG-Chef ein.

Denn das verwaltete Vermögen schrumpfte um 3,6 Prozent auf 75,9 Mrd. Franken. Nur gut die Hälfte der Abnahme geht auf den Wegfall von EFG Financial Products zurück. Zudem flossen von Schweizer Konten wieder mehr Gelder ab, als hinzu kamen.

Gut entwickelt hätten sich hingegen die Standorte in anderen Finanzplätzen wie Monaco und Luxemburg, aber auch in Spanien. Zudem hat EFG kürzlich die Übernahme des Hongkong-Geschäfts der Falcon Private Bank angekündigt. Expandieren will die Bank auch in Singapur, Lateinamerika und Nahost. Übernahmen erwägt die EFG bei Schweizer Vermögensverwaltern, wo eine Konzentration erwartet wird.

Enttäuschte Anleger

Trotz der Zuversicht musste Williamson sein Ziel eines Gewinnes von 200 Mio. Fr. im Jahr 2015 aufgeben. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis werde auch nicht wie geplant im laufenden, sondern erst im nächsten Jahr unter 75 Prozent sinken. 2013 ist es von 78,8 auf 81,5 Prozent gestiegen.

Anleger reagierten enttäuscht, obwohl die Dividende auf 20 Rappen pro EFG-Aktie verdoppelt wird. Der Titel notierte am Nachmittag 6,9 Prozent schwächer.

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