Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat nach Angaben einer ihrer ehemaligen Geiseln ein Guantanamo-ähnliches Gefangenenlager eingerichtet. Das schrieb der spanische Journalist Javier Espinosa von der Zeitung «El Mundo» in einem am Sonntag veröffentlichten Artikel.
Er sei mit mehr als 20 weiteren Geiseln, Journalisten und humanitäre Helfern aus Europa, den USA und Lateinamerika, in einem Haus nördlich der syrischen Grossstadt Aleppo festgehalten worden, berichtet der spanische Journalist Javier Espinosa in «El Mundo».
Die Geiselnehmer hätten dort das Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba nachbilden wollen, wo die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 «feindliche Kämpfer» einsperrten. «Sie sagten uns, wir müssten dort lange bleiben, weil wir die ersten waren, die sie gefangen genommen haben.»
Drei besonders brutale Wachen hätten wiederholt Exekutionen vorgetäuscht. Manchmal seien Geiseln gezwungen worden, ein Video von der Tötung eines russischen Ingenieurs anzuschauen. Die Wächter hätten gedroht, dass ihnen dasselbe Schicksal drohe.
Espinosa schreibt, der US-Journalist James Foley, der im vergangenen Jahr vom IS getötet wurde, habe ihm berichtet, dass die Jihadistengruppe lange Zeit vorgehabt habe, ein Lager wie Guantanamo für westliche Geiseln zu schaffen. Sie hätten «ein Hochsicherheitsgefängnis mit Kameras und vielen Wachen» geplant.
Mit Veröffentlichung gewartet
Espinosa war am 16. September 2013 entführt und am 29. März 2014 freigelassen worden. Er wartete nach eigenen Angaben bis jetzt mit der Veröffentlichung von Details aus dieser Zeit, weil der IS gedroht habe, Mitgefangene hinzurichten, wenn er von seiner Gefangenschaft berichte.
Von den insgesamt 23 Gefangenen aus Espinosas Gruppe wurden 15 freigelassen, sechs vom IS hingerichtet und eine bei einem US-Bombenangriff getötet. Das Schicksal des britischen Fotografen John Cantlie ist ungewiss, in einem IS-Video war er kürzlich lebend zu sehen.