Ehemaliger Sprecher Gaddafis in Libyen festgenommen

Genau ein Jahr nach dem Tod des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi ist dessen Sprecher festgenommen worden. Wie die libysche Regierung mitteilte, wurde Mussa Ibrahim am Samstag in der Ortschaft Tarhuna rund 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis gefasst.

In Libyen festgenommen: Mussa Ibrahim, ehemaliger Sprecher von Muammar al-Gaddafi (Archiv) (Bild: sda)

Genau ein Jahr nach dem Tod des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi ist dessen Sprecher festgenommen worden. Wie die libysche Regierung mitteilte, wurde Mussa Ibrahim am Samstag in der Ortschaft Tarhuna rund 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis gefasst.

Die kurze Regierungsmitteilung bestätigte Gerüchte, die seit den Morgenstunden kursierten. Ibrahim wurde am Samstag nach Tripolis gebracht.

Die Festnahme des einstigen Sprechers erfolgte am ersten Todestag Gaddafis, der in dem nordafrikanischen Land mehr als vier Jahrzehnte lang uneingeschränkt geherrscht hatte. Der Machthaber wurde im Zuge eines Volksaufstandes, bei dem die Rebellen von einer internationalen Militärallianz unterstützt wurden, gestürzt und am 20. Oktober 2011 auf der Flucht getötet.

Der 38-jährige Ibrahim hatte den Posten des Gaddafi-Sprechers im März 2011 kurz nach dem Beginn der Revolte gegen den Machthaber übernommen. Über Monate lieferte er der internationalen Presse die Interpretation der Regierung zu den Ereignissen im Land.

Weiter Kämpfe in Bani Walid

Vor der Festnahme Ibrahims hatte der Präsident der libyschen Nationalversammlung, Mohammed al-Megarjef, in einer in der Nacht zum Samstag ausgestrahlten Rede bedauert, dass einige Regionen des Landes ein Jahr nach dem Tod Gaddafis noch nicht „vollständig befreit“ seien.

Er verwies dabei insbesondere auf Bani Walid, in der sich noch viele von der Justiz gesuchte Anhänger des gestürzten Machthabers aufhalten sollen. Laut al-Megarjef befinden sich dort auch Söldner des Gaddafi-Lagers. Die Wüstenstadt ist seit Tagen Schauplatz von Kämpfen, regierungstreue Milizen beschiessen die Stadt.

Nahkämpfe in Stadtvierteln

Am Samstag seien neun Tote und 122 Verletzte eingeliefert worden, sagte ein Verantwortlicher des Spitals der nordöstlich gelegenen Stadt Misrata, in dem regierungstreue Kämpfer behandelt werden. „Die meisten Verletzungen wurden durch leichte Waffen verursacht, was auf Nahkämpfe in den Stadtvierteln schliessen lässt.“

„Die Regierung hat den Milizen grünes Licht gegeben, die Stadt auszulöschen“, sagte Salem al-Waer, der die grösste bewaffnete Gruppe in Bani Walid führt. Er rief die UNO und westliche Staaten auf, die Zivilisten in der Stadt zu schützen. Auch am Samstag sei die Stadt seit dem Morgen bombardiert worden, sagte er. „Die humanitäre Lage ist sehr schlecht.“

Bani Walid war am 17. Oktober 2011 von den Gaddafi-Gegnern eingenommen worden. In den vergangenen Monaten gewannen aber die Anhänger Gaddafis dort wieder die Oberhand.

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