Eigenständiges Aufenthaltsrecht für Migrantinnen gefordert

Zum Start der diesjährigen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ haben über fünfzig Organisationen ein eigenständiges Aufenthaltsrecht für Migrantinnen gefordert. Nur so könnten sich diese Frauen aus gewalttätigen Beziehungen lösen.

Viele Frauen sind Opfer von häuslicher Gewalt (Symbolbild) (Bild: sda)

Zum Start der diesjährigen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ haben über fünfzig Organisationen ein eigenständiges Aufenthaltsrecht für Migrantinnen gefordert. Nur so könnten sich diese Frauen aus gewalttätigen Beziehungen lösen.

„Das Aufenthaltsrecht von Migrantinnen, die per Familiennachzug in die Schweiz kommen, ist in den ersten drei Jahren an die Ehe gekoppelt“, sagte Cécile Bühlmann, Geschäftsleiterin des Christlichen Friedensdienstes (cfd) am Donnerstag vor den Medien in Bern. Wird die Ehe getrennt, muss die Frau ausreisen.

Diese Abhängigkeit hindere von Gewalt betroffene Migrantinnen daran, ihren Mann zu verlassen und Schutz und Beratung zu suchen, sagte Bühlmann. Die Kantone würden ihren Spielraum, welche die Härtefallregelung bieten würde, leider viel zu wenig ausnützen. Doch die Unversehrtheit der Frauen sollte immer Priorität haben.

„Ausbrechen statt Aushalten“

Die Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ will in diesem Jahr mit rund 60 Aktionen und Veranstaltungen aufzeigen, wie sich Frauen gegen Gewalt zur Wehr setzen können. Das Motto lautet: „Ausbrechen statt Aushalten“. Die Kampagne, die auch in anderen Ländern durchgeführt wird, findet in der Schweiz zum vierten Mal statt. Die Federführung liegt beim cfd.

Startpunkt ist der 25. November, der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Die letzten Veranstaltungen finden am 10. Dezember statt, dem Tag der Menschenrechte.

Viel häusliche Gewalt

Gemäss Bühlmann erleben 10 bis 20 Prozent der Frauen in der Schweiz im Laufe ihres Erwachsenenlebens körperliche oder sexuelle Gewalt. 20 bis 40 Prozent aller Frauen wurden schon von ihrem Partner oder Ex-Partner geschlagen. Von häuslicher Gewalt seien Frauen zu 75 Prozent betroffen, Männer zu 25 Prozent.

Es sei deshalb wichtig, dass auch in Zeiten knapper staatlicher Finanzen nicht bei Frauenhäusern oder Beratungsangeboten gespart werde, hielt die ehemalige Grüne Nationalrätin fest. Dazu gehörten auch Angebote, die sich an gewalttätige Männer richteten und ihnen Strategien im Umgang mit heiklen Situationen aufzeigten.

Sylvie Durrer, Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG), sagte vor den Medien, dass Männer eher von leichten Gewaltformen betroffen seien, Frauen eher von schweren Formen. Rund 41 Prozent aller in der Schweiz erfassten Gewaltstraftaten würden in Beziehungen verübt.

Angesichts dieser Zahlen werde EBG demnächst eine Studie in Auftrag geben, welche die volkswirtschaftlichen Kosten von Gewalt in Paarbeziehungen berechne, sagte Durrer.

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