Ein Film über Flüchtlinge – diesmal an der Grenze zwischen Marokko und Spanien

In «Las Lágrimas de África» erzählt die Künstlerin Amparo Climent vom täglichen Geschehen rund um die marokkanisch-spanische Grenze bei Melilla und der prekären Flüchtlingssituation vor Ort. Am Montag ist sie mit ihrem Film im Neuen Kino in Basel zu Gast.

Ein Mensch und seine Geschichte, festgehalten in einer Zeichnung: Regisseurin Amparo Climent hat Flüchtlinge wie diesen befragt.

In «Las Lágrimas de África» erzählt die Künstlerin Amparo Climent vom täglichen Geschehen rund um die marokkanisch-spanische Grenze bei Melilla und der prekären Flüchtlingssituation vor Ort. Am Montag ist sie mit ihrem Film im Neuen Kino in Basel zu Gast.

Gebüsche säumen den Weg und eine Schafsherde macht sich zum Weiterzug bereit. Vereinzelte Zelte sind zwischen den Bäumen zu sehen und während neben einer Feuerstelle mit Karten gespielt wird, ist im Hintergrund Gelächter zu hören. Doch die gemütliche Stimmung trügt, denn Freude und Leid liegen hier eng beieinander. «Melilla oder der Tod» beschreiben die Flüchtlinge auf dem marokkanischen Berg Bolingo ihre Situation selbst. Sie harren hier aus, bis sich eine Gelegenheit ergibt, um die Stacheldrahtbefestigung zu der spanischen Exklave zu überqueren.

«Diese Momente der Versuche, den Zaun zu überqueren, waren für mich die schlimmsten Erlebnisse», stellt die Regisseurin Amparo Climent klar. 2014 reiste die in Valencia aufgewachsene Künstlerin zum ersten Mal nach Melilla. Neben Ceuta ist die Exklave das letzte Überbleibsel spanischer Kolonialherrschaft in Afrika. «Nach Berichten über die Flüchtlingsthematik an dieser Grenze wollte ich die Situation mit eigenen Augen sehen», so Amparo Climent.

Nach ihrem ersten Besuch reiste sie fast jeden Monat nach Melilla und begann, ihre Erlebnisse in Zeichnungen und mit der Film- und Fotokamera festzuhalten. Daraus entstand schliesslich der Film «Las Lágrimas de África – Die Tränen Afrikas»: Eine eindrückliche Parabel auf die aktuelle Situation an einer der Grenzen Europas.




Amparo Climent vor dem Plakat zu ihrem Film.

Mit voller Wucht prallen dem Zuschauer die Bilder an den Kopf, so zum Beispiel eben in jenen beschriebenen Momenten, wenn Flüchtlinge in der Nacht versuchen, den Zaun erfolgreich zu überklettern. Eine Menge an Menschen ist unscharf zu erkennen, beleuchtet werden sie nur durch die Scheinwerfer der hochgesicherten Grenze. Die Masse ist ihre einzige taktische Möglichkeit, und es ist allen klar, dass nur wenigen unter ihnen der Sprung ins neue Leben gelingen wird. Die restlichen Personen ziehen sich gezwungenermassen zurück in die Zeltsiedlungen.

Bestgesicherter Zaun

1998 wurde der erste Stacheldrahtzaun errichtet, der das spanische Melilla von Marokko trennt, mittlerweile kamen zwei weitere hinzu. Investitionen von insgesamt 47 Millionen Euro haben dazu geführt, dass die Grenze, die hier Europa von Afrika trennt, als eine der bestgesicherten Anlagen der Welt gilt.

Reportageähnlich ist der Film in verschiedene Kapitel eingeteilt. Durchgehend werden die Bilder in dem 70 minütigen Film durch die Beschreibungen von Amparo Climent und weiterführenden Informationen ergänzt. Leider vertraut die Regisseurin dieser poetischen Mischung zuwenig und greift zur Musik als Verstärkung: Ein Mittel, das nicht benötigt würde, weil die Bilder und Amparos Erklärungen stark genug wirken.

Die Dokumentation gibt einen vielfältigen Einblick in das Geschehen rund um die marokkanisch-spanische Grenze und berührt mit Geschichten von Hoffnung und Wut, von Lebensenergie und Kameradschaft. Sie erzählt zum Beispiel vom Jesuitenpater Esteban Velazquez, der sich für die Menschen auf den Bergen einsetzt. Tag und Nacht ist er auf seinem Telefon erreichbar und bringt neben Medikamenten auch Decken und andere Utensilien für die Infrastruktur mit.

Man wünscht sich mehr solch solidarische Beispiele; die gibt es um Melilla jedoch schlicht und einfach nicht. «Neben Esteban Velazquez, der diese Arbeit übernahm, als ‹Ärzte ohne Grenzen› sich 2013 aus Melilla zurückzogen, gibt es sehr wenige Personen, die sich vor Ort für die Flüchtlinge einsetzen», so Amparo Climent. Sie fügt an, dass mittlerweile auch der Jesuitenpater keine Unterstützung mehr leisten könne. Als dieser nämlich eine Reise nach Spanien unternahm und wieder zurückkehren wollte, wurde ihm die Einreise verwehrt.

Veränderung via Politik

Zu sehen ist «Las Lágrimas de África» nun während einer Woche an verschiedenen Orten in der Schweiz. Betreut wird diese Tour von Solidarité sans frontières. Seit 30 Jahren beschäftigt sich die Organisation mit dem europäischen Asylwesen. «Melilla sehe ich als Beispiel dafür, was an sämtlichen europäischen Aussengrenzen im Moment passiert», stellt Generalsekretärin Amanda Ioset fest. Der Film stellt für sie jedoch nicht per se eine Handlungsaufforderung dar, nach Melilla zu gehen, um helfen zu wollen: «Eine Veränderung könnten wir konkret hier bei unserer Politik erreichen», so Amanda Ioset.

Ein Zaun trennt von der Hoffnung.

Unterstützung für die Grenzsicherung erhalten Spanien und Marokko durch Frontex, der europäischen Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Aussengrenzen der Europäischen Union. Auch die Schweiz ist seit dem Beitritt zum Schengen-Abkommen 2011 verpflichtet, Frontex durch den Einsatz von Spezialisten und finanziellen Mitteln zu unterstützen. Laut Angaben des Bundesrates beläuft sich diese Hilfe auf zirka 1200 Einsatztage und Zahlungen von rund vier Millionen Franken pro Jahr.

Im Moment sei vor allem die Grenze von Osteuropa in den europäischen Medien präsent, sagt Amparo Climent. In diesem täglichen Informationsstrudel gehe das Beispiel von Melilla unter. Und so ist der Film «Las Lágrimas de África» auch ein Versuch, gegen das Vergessen anzukämpfen.

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«Las Lágrimas de África – Die Tränen Afrikas» (von Amparo Climent, 2015, 70 Minuten, Spanisch/d)
Mo, 29.02 um 19h30 im Neuen Kino Basel, Freier Eintritt / Kollekte. Mit Einführung durch Solidarité sans frontières und die Regisseurin.

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