Ein halbe Million Iraker ist auf der Flucht

Der Vormarsch der sunnitischen Isis-Miliz im Irak hat nach Schätzungen des Ernährungsprogramms der Vereinten Nationen allein während der letzten Tage eine halbe Million Menschen aus ihrer Heimat vertrieben.

Irakische Flüchtlinge in einem Lager ausserhalb von Erbil (Bild: sda)

Der Vormarsch der sunnitischen Isis-Miliz im Irak hat nach Schätzungen des Ernährungsprogramms der Vereinten Nationen allein während der letzten Tage eine halbe Million Menschen aus ihrer Heimat vertrieben.

Die Kämpfe im Irak vertreiben viele Menschen aus ihren Heimatorten. Die Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms (WFP), Ertharin Cousin, erklärte nach einer zweitägigen Reise ins Krisengebiet, viele Flüchtlinge lebten unter schwersten Bedingungen und humanitäre Helfer könnten sie kaum erreichen. Im Transitcamp Kalak, zwischen Mossul und Erbil gelegen, traf Cousin vertriebene Familien, von denen viele in sengender Hitze noch auf einen Unterschlupf warteten.

Zusätzlich zu der jüngsten Welle der Vertreibung in der Region Mossul hilft WFP bereits 240’000 Irakern, die vor Konflikten in der irakischen Region Anbar geflohen sind, ebenso wie 100’000 syrischen Flüchtlinge, die im Irak Zuflucht suchen.

Al-Maliki bleibt stur

Trotz des Vormarsches der Dschihadisten weigert sich der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki, eine neue Einheitsregierung zu bilden. Eine «Regierung der nationalen Rettung» stelle einen Putsch gegen die Verfassung und den politischen Prozess dar, sagt er in einer Stellungnahme.

Hinter den Forderungen nach einer solchen Regierung stünden «gefährliche Ziele»: Damit sollten «der junge demokratische Prozess» im Irak zerstört und «die Stimmen der Wähler gestohlen» werden, sagte al-Maliki in einer durch das irakische Fernsehen übertragenen Ansprache. Al-Maliki lehne auch einen Rücktritt ab, meldete der arabische Nachrichtenkanal Al-Arabija.

US-Aussenminister John Kerry hatte am Dienstag nach Besuchen in Bagdad und der kurdischen Autonomieregion im Norden des Landes verkündet, die führenden Politiker des Landes seien zur Bildung einer Einheitsregierung bereit. In ihr sollen Schiiten, Sunniten und Kurden gleichermassen vertreten sein.

Kerry hatte in seinen Gesprächen auf die schnelle Bildung eines solchen Bündnisses gedrängt, um den Zerfall des Landes zu verhindern. «Der Irak steht vor einer existenziellen Bedrohung, und die irakischen Führer müssen dieser Bedrohung mit der gebotenen Eile begegnen», hatte er gesagt.

Rund zwei Wochen nach Beginn des Vormarsches der extremistischen Isis-Milizen steht das Land vor einer Teilung.

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