Ein Junge aus Vevey auf der ganz grossen Bühne

Thabo Sefolosha ist der erste Schweizer, dem der Sprung in den Final der wichtigsten Basketball-Liga der Welt gelungen ist. Der 28-Jährige steht mit den Oklahoma City Thunder im Playoff-Final der National Basketball Association. Das erste Spiel der Serie hat Sefoloshas Team gegen die Miami Heat mit 105:94 gewonnen.

Das Grossmaul gegen den Schweizer Rollenspieler. LeBron James (l.) von den Miami Heat versucht gegen Thabo Sefolosha von den Oklahoma City Thunder einen Korb zu erzielen. (Bild: Reuters)

Thabo Sefolosha ist der erste Schweizer, dem der Sprung in den Final der wichtigsten Basketball-Liga der Welt gelungen ist. Der 28-Jährige steht mit den Oklahoma City Thunder im Playoff-Final der National Basketball Association. Das erste Spiel der Serie hat Sefoloshas Team gegen die Miami Heat mit 105:94 gewonnen.

Die USA sind der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz. Unter anderem importieren die Amerikaner natürlich Uhren, Schokolade und im Dienstleistungssektor hin und wieder einen Eishockey-Goalie. Die Nachfrage nach europäischen Qualitätsimporten im Bereich Basketball reichte bisher zwar bis nach Deutschland (Dirk Nowitzki), Spanien (Pau Gasol, Ricky Rubio) und Frankreich (Tony Parker). Doch ein Schweizer in der National Basketball Association, der höchsten nordamerikanischen Basketball-Liga, das schien lange so illusorisch wie eine Niederlage Rafael Nadals in einem Final der French Open.

Dies änderte sich beim NBA-Draft 2006, als die Philadelphia 76ers einen gewissen Thabo Sefolosha aus Vevey drafteten. Und heute steht dieser Sefolosha kurz davor, die NBA-Krone zu erobern. Das erste Spiel der Final-Serie (Best-of-Seven) hat der Schweizer mit seinen Okloahoma City Thunder gegen die Miami Heat mit 105:94 gewonnen (siehe Spielbericht).

Die Sixers allerdings schienen 2006 doch nicht so richtig überzeugt von den Fähigkeiten des damals 22-jährigen Shooting Guards. Sie reichten ihn gleich für einen anderen Spieler und einen Sack voll Geld nach Chicago weiter. Für den Westschweizer war das ein Glück: So fand er sich in einer der populärsten Basketball-Uniformen der Welt wieder: Jener Roten der Chicago Bulls, in der ein gewisser Michael Jordan die Massstäbe im Basketball für immer verändert hatte.

In Chicago entwickelte sich der Schweizer zu einem wichtigen Spieler der zweiten Garde. In seiner Rookie-Saison erzielte Sefolosha in 71 Partien durchschnittlich 3,6 Punkte und sein Team erreichte nicht nur die Playoffs, sondern es schlug auch den damals amtierenden Meister Miami Heat. In der Folge-Saison erhöhte Sefolosha seine Punktekonto auf 6,7 pro Spiel.

Ein Spezialist für die Defensive

Es waren aber nicht seine offensiven Fähigkeiten, die den 2,01-Meter grossen Guard so wertvoll machten. In der Defensive sammelte Sefolosha Steals und Rebounds und so manch grosser Name biss sich an seinen schnellen Beinen und seinen langen Armen die Zähne aus.

Eine im nordamerikanischen Sport oft zitierte Weisheit besagt «Offense wins games, defense wins championships» – die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften. Daran haben wohl auch die Verantwortlichen der Oklahoma City Thunder gedacht, als sie den Schweizer im Sommer 2009 verpflichteten.

Sefolosha verteidigte sich im Team um Superstar Kevin Durant in die Stammformation und wurde im Jahr 2010 sogar ins NBA All-Defensive Second Team gewählt, also zu einem der zehn besten Verteidiger der Liga. So leistete er seinen Beitrag, dass Oklahoma City (kurz OKC) Thunder schnell zu einem echten Titelfavoriten avancierte.

Die Revanche an Dirk Nowitzki

Im vergangenen Jahr eliminierte das Team aus Oklahoma, das früher einst unter dem Namen Supersonics in Seattle zu Hause gewesen war, die Los Angeles Lakers und unterlag erst im Conference Final dem späteren Meister aus Dallas.

Die Revanche an den Dallas Mavericks um den Deutschen Dirk Nowitski gelang Thunder in dieser Saison prompt. Gleich in der ersten Playoff-Runde fegten sie die Mavericks mit vier zu null nach Hause. Auch den Los Angeles Lakers erging es in der folgenden Runde nicht spürbar besser. Gerade mal ein Spiel konnten Kobe Bryant und Pau Gasol OKC abnehmen.

Mit den San Antonio Spurs wartete im Conference Final aber aber der bisher grösste Prüfstein auf Sefoloshas Team. Die Spurs hatten zu diesem Zeitpunkt seit fast vier Wochen kein Spiel mehr verloren und entsprechend auch ihre bisherigen Playoff-Partien (gegen die Utah Jazz und die LA Clippers) mit je vier zu null gewonnen.

Zum richtigen Zeitpunkt das beste Spiel der Karriere

Zunächst sah es danach aus, als würden auch der Donner aus Oklahoma vor den Texanern verstummen. Nach zwei verlorenen Auswärtsspielen musste OKC unbedingt die beiden Heimspiele gewinnen. Und so zeigte Thabo Sefolosha in Partie drei zum richtigen Zeitpunkt das wohl beste Spiel seiner Karriere.

Zu seiner wertvollen Defensivleistung gegen Tony Parker fügte er noch 19 Punkte hinzu, womit er sich bei einer nationalen Zeitung in den USA die Schlagzeile «Speciolosha» verdiente. Es war so etwas wie die Initialzündung zu drei weiteren Thunder-Siegen und damit dem Einmarsch des noch so jungen Teams auf die grösste Bühne, die es im internationalen Basketball gibt, die NBA Finals.

Die Gegner der Thunder auf dem Weg ins Endspiel, die Mavericks, die Lakers und die Spurs haben zusammen 11 der letzten 14 NBA-Meisterschaften gewonnen. Auch der Gegner in der Final-Serie hat nach der grossen Bulls-Ära einen Titel Gewonnen: die Miami Heat.

LeBron James und seine merkwürdige Ansage

Spätestens seit MVP LeBron James in einer in Schweizer Augen etwas merkwürdigen Showveranstaltung angekündigt hat, mindestens acht Meisterringe nach Miami zu holen, hat die Heat die Sympathien ausserhalb von Florida mehrheitlich verloren.

Bis zum heutigen Tag hat LeBron James zwar bereits drei Mal die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Saison gewonnen, aber von den angekündigten acht Meister-Ringe fehlen ihm noch acht. In den kommenden Nächten wird er versuchen, diese Zahl auf sieben zu reduzieren.

Der Fokus wird während der Finalserie auf dem lange ersehnten Duell zwischen LeBron James und Kevin Durant liegen. Oft sind es aber die unscheinbareren Rollenspieler, die den Unterschied machen. So wie Thabo Sefolosha aus Vevey.


LeBron James und seine Ansage, nicht weniger als achtmal die NBA gewinnen zu wollen.

Oklahoma gewinnt das erste Heimspiel

Das erste Spiel der Playoff-Serie hat Thavo Sefolosha mit den Oklahoma City Thunder gegen die Miami Heat 105:94 gewonnen. OKC bleibt damit in der heimischen Chesapeake Energy Arena eine Macht. Der Sieg gegen Miami war der bereits neunte in Folge in diesen Playoffs. Spiel 2 der Best-of-Seven-Finalserie wird in der Nacht auf Freitag Schweizer Zeit (03.05 Uhr) wieder in Oklahoma City stattfinden.

Sefolosha gehörte wie erwartet der Startformation an. Insgesamt stand er während 28:30 Minuten auf dem Parkett. Der Waadtländer, der zwei von fünf Würfen aus dem Feld sowie fünf von sechs Freiwürfen traf, kam insgesamt auf neun Punkte. Bester Skorer der Partie war Sefoloshas Teamkollege Kevin Durant mit 36 Punkten, 17 davon im Schlussviertel. Ebenfalls stark spielte OKC-Spielmacher Russell Westbrook mit 27 Zählern, 11 Assists und 8 Rebounds.

Dabei hatt Oklahoma zunächst einen veritable Fehlstart hingelegt und war in der ersten Hälfte mit bis zu 13 Punkten im Rückstand gelegen (24:37). Zur Halbzeit lautete das Skore 47:54. Beim letztjährigen Finalverlierer Miami überzeugten bis zu diesem Zeitpunkt vor allem Superstar LeBron James mit 14 und Defensivspezialist Shane Battier mit 13 Punkten.

James war zwar am Ende Topskorer der Heat mit 30 Zählern. Doch in den letzten zwölf Spielminuten gelangen dem wertvollsten Spieler der Qualifikation nur noch sieben Punkte. SDA

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