Zum 16. und letzten Mal startet Martin Elmiger am Samstag in Cham zu einer Tour de Suisse. Der 38-Jährige beendet im Herbst seine Karriere. Am Startwochenende schliesst sich für den Zuger ein Kreis.
Im vergangenen Herbst klopfte Elmiger nach dem Zusammenbruch des Teams IAM bei Andy Rihs an. Der Besitzer des BMC-Teams, der dem Zentralschweizer Routinier 2001 bei Phonak den Einstieg in den professionellen Radsport ermöglicht hatte, gab Elmiger einen Vertrag für die laufende Saison.
Im Prinzip war bereits damals klar, dass Elmiger Ende 2017 das Rad an den berühmten Nagel hängen wird. Erst seit wenigen Tagen bekennt sich der Zuger aber auch dazu, dass dies nach nach 17 Jahren seine letzte Saison als Spitzensportler ist. «Ich wollte es offen lassen. Jetzt aber kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich aufhöre», bestätigt Elmiger seinen Rücktritt.
Dass er seine Karriere noch um ein Jahr verlängert hat, liegt hauptsächlich daran, dass das Startwochenende der diesjährigen Schweizer Rundfahrt von seinem Verein RMV Cham-Hagendorn organisiert wird. Nach der Tour de Suisse wird er zwar noch ein paar Rennen bestreiten, emotional schliesst er mit seinem Leben als Radrennfahrer aber in der nächsten Woche ab.
Dieselbe Strecke wie im ersten Rennen
Die Organisatoren schenken Elmiger für den letzten internationalen Auftritt vor Heimpublikum einen schon fast kitschigen Abschied. Als Elfjähriger bestritt er sein erstes Rad-Rennen – auf einer Strecke, die fast identisch ist mit jener des Prologs vom Samstag. «Ich fuhr damals mit einem fremden und viel zu grossen Rad, weil mein eigenes kaputt war», erinnert sich Elmiger.
Der Rundkurs am Sonntag rund um Cham führt über eine seiner bevorzugten Trainingsstrecken. «Was soll ich sagen, es gibt keinen besseren Abschluss als eine Tour de Suisse vor der Haustüre. Es war schon immer in meinem Hinterkopf, so aufhören zu können», so Elmiger mit Wehmut.
Im Vorjahr Vierter im Prolog
Der BMC-Profi startet vor allem am Samstag ambitiös. «Prologe liegen mir normalerweise», so Elmiger. Vor einem Jahr klassierte er sich in Baar zum Auftakt der Tour de Suisse im hervorragenden 4. Rang. Ein ähnliches Resultat hat er sich auch dieses Jahr vorgenommen, obwohl die Konkurrenz nicht zuletzt teamintern (mit Stefan Küng, Rohan Dennis, Greg van Avermaet und Tejay van Garderen) sehr gross ist.
Nach dem Startwochenende wird sich Elmiger ins zweite Glied zurückziehen und in der überdurchschnittlich besetzten BMC-Equipe primär Helferdienste verrichten, so wie er das – anders als noch bei IAM – bereits die ganze Saison tut. Ein Problem ist das für Elmiger nicht. Er war nie ein Fahrer für das Rampenlicht, sondern vielmehr der zuverlässige Arbeiter im Hintergrund.
Den Coup um 50 Meter verpasst
Seine besten Jahre hatte Elmiger zwischen 2013 und 2016 bei IAM. Im Frühjahr 2015 fuhr er eine überaus starke Klassiker-Saison, war in Abwesenheit von Fabian Cancellara bei der Flandern-Rundfahrt als 10. und bei Paris-Roubaix als 5. jeweils der beste Schweizer.
Im selben Jahr fehlte nur ganz wenig zum ganz grossen Erfolg, einem Etappensieg an der Tour de France. Zusammen mit dem Australier Jack Bauer riss er in der 15. Etappe nach Nîmes aus. Erst 50 Meter vor dem Ziel wurde Elmiger nach einer 220 Kilometer langen Flucht vom heranbrausenden Feld gestellt.
Niemand ist öfters gestartet
Und so blieb Elmiger auch in diesem Moment der Triumph verwehrt. Elf Siege feierte er in seiner langen Karriere, alle bei kleineren Rennen. Auch an der Schweizer Rundfahrt stand er nie zuoberst auf dem Podest. Ganz oben im Ranking steht Elmiger ab Samstag nur in der Statistik der Tour de Suisse – zusammen mit Albert Zweifel für die meisten Teilnahmen an der Schweizer Rundfahrt.