Ein paar Fragen an Louis

Das Seufzen beim Betrachten meines drei Monate alten Sohnes. Ausgedrückt in ein paar Fragen.

Das Seufzen beim Betrachten meines drei Monate alten Sohnes. Ausgedrückt in ein paar Fragen.

Wann wird der Burscht seinen Kopf selber halten können?

Bleiben seine Augen blau? Und so schön?

Fallen die Haare vielleicht doch noch aus? (Was hat der Haare!)

Wann wird er nicht mehr quietschen vor Freude bei einem Schmutz auf den Bauch?

Werde ich ihn immer so hübsch finden?

Wird er mich mögen? So richtig?

Wird er Freunde und Freundinnen finden?

Was wird seine schlimmste körperliche Verletzung sein?

Und die anderen?

Wird er ein weinerliches Kind?

Ein lustiges?

Zu welcher Musik wird er tanzen?

Und wen dabei küssen?

Wird er mir davon erzählen?

Wird er kiffen? Die Grenzen kennen und sie dennoch überschreiten?

Welche Partei wird er wählen?

Wird er überhaupt wählen?

Wird er Bücher lesen? Und welche?

Wird er die gleichen Filme mögen wie ich?

Wie wird sein Geschmack?

Wird er den Unterschied zwischen Gut und Böse kennen?

Wird er teilen können?

Wird er noch ein Geschwister bekommen?

Wird er besser basteln können als ich?

Besser Pingpong spielen?

Werde ich mich manchmal in ihm wiedererkennen und mich ein bisschen schämen?

Was wird er von mir denken?

Wird er mich technisch überholen und Dinge tun, die ich nicht mehr erfassen kann?

Wird er den FCB mögen?

Soll ich ihn zum Sport schicken?

Werde ich Lehrer zusammenstauchen, die meinen Sohn zu wenig fördern?

Wird er schlau?

Was wird er lernen? Wird er einen Job ­finden?

Wird er auf mich hören?

Werde ich neidisch auf ihn sein? Seine Freundinnen, seine Erfolge, sein Können?

Wie werden wir streiten? Und wie miteinander reden?

Wird er über mich lachen?

Welche Eigenschaften wird er von seiner Mutter erben? Und welche von mir?

Wie wird er sich auflehnen?

Und wie werde ich das aus­halten?

Werde ich loslassen können?

Wird er manchmal zweifeln und nicht mehr weiterwissen? Und was wird er dann tun?

Wird er häufig traurig sein?

Wie wird seine Pubertät?

Wird er ein gutes Leben führen?

In welcher Welt wird er leben, wenn ich mal nicht mehr da bin?

Wird er mich dann ver­missen?

 

Und vor allem:

Wird er glücklich?

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 11.05.12

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