Baschi Dürr hat sieben Monate lang ein Bild für sein Büro gesucht. Gefunden hat er es mit der Tastenkombination ⌘+⇧+4. Damit es ihm damit nicht langweilig wird, haben wir ein paar Alternativen erarbeitet.
Seit Ende Mai hat Justizdirektor Baschi Dürr zusammen mit drei sachverständigen Gspänli (Polizeikommandant Gerhard Lips, Kommandant Rettung Dominik Walliser, Kuratorin Nina Zimmer) nach einem Stück Kunst für sein Grossraumbüro im Spiegelhof gesucht. Am Montagmittag, nach sieben (in Zahlen: 7) Monaten fand nun die grosse Enthüllung statt. Dabei verpasste Dürr leider die Chance auf unsere Vorschläge einzugehen. Er suchte und fand: Eine Suchmaschine.
Künftig schmückt ein Screenshot der Google-Einstiegsseite das Büro von Dürr. Ein Screenshot? Ein Screenshot! Das Werk trifft genau den Geschmack unseres Chef Internet, dessen Urteil lautet: «Sackstark.» Dazu muss allerdings gesagt werden, dass er auch Motto-Shirts cool findet.
Die Künstlerin, Hannah Weinberger, darf sich freuen. Ganze 10’000 Franken knöpfte sie Dürr dafür ab. Dafür gibt es in Berlin zirka 5000 Latte Machiatto oder 7500 Club Mate, dort wohnt Weinberger nämlich seit neuestem. Mit dieser Akquisition wurde Dürr in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal bestohlen.
Interessant ist die Klammerbemerkung hinter dem Werktitel: «(2008–2010/2013)». Wenn wir das richtig verstehen, dann hat die Künstlerin drei bis vier Jahre an ihrem Screenshot gearbeitet. Offenbar ist ihre Internetleitung noch langsamer als die bei uns auf der Redaktion.
Denkbar ist aber auch, dass Weinberger nach dem Anfertigen des Screenshots drei Jahre darüber nachdenken musste, wie sie den Minimalaufwand künstlerisch rechtfertigen könnte. Das kam dabei heraus:
Es spiegelt die Einstiegsseite der Suchmaschine, eine Seite, die von Millionen von Menschen mehrfach täglich benutzt wird – die minimale Gestaltung dieser Seite ist jedem Computerbenutzer so vertraut, dass wir sie schon nicht mehr wahrnehmen. Sie ist zu einer Art blindem Fleck geworden. Diese Leerstelle betont Hannah Weinberger durch die Vergrösserung und ruft damit auch all das auf, was wir durch unsere Dateneingaben preisgeben. Die Arbeit bündelt mit sehr reduzierten Mitteln die Fragen von totaler Freiheit und fragiler Sicherheit auf der Schnittstelle von Gemeinschaft und Gesellschaft.
Wir haben noch eine andere Idee, weshalb Dürr Google cool findet. Schliesslich lautet das inoffizielle Firmenmotto «Don’t be evil», seine Auswahl ist vielleicht auch als Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen (der alte Hippie): «Seid nicht bös, seid nett zueinander.»
Eine Anleitung zum Nachbasteln, 10’000 Franken wirds dafür aber nicht mehr geben:
- Diesen Link anklicken
- Mac-User: ⌘+⇧+4; Windows: Alt+Druck
- bunt ausdrucken, am besten im Copyshop, damits schön gross wird.
Disclaimer: Dieser Beitrag wurde Ai Wei Wei und Dieter Meier vorgelegt. Beide fanden das Werk künstlerisch zweifelhaft, das Statement jedoch mutig. Nicht jeder Polizeichef steht schliesslich dazu, dass er noch auf der Suche ist.