Ihr Ausgang am 30. Juni könnte der längste in diesem Jahr werden, ohne dass Sie davon gross etwas mitbekommen. Denn die Minute zwischen 1.59 Uhr und 2 Uhr hat 61 Sekunden. Ganz offiziell angeordnet.
Dieses Jahr schickt sich an, ein besonders langes zu werden. Nicht nur einen Extratag, den 29. Februar, hatte es zu bieten, jetzt kriegen wir sogar noch eine Extrasekunde. Was das soll? Geschenkt kriegen wir die Sekunde sozusagen vom IERS, dem Internationalen Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme.
Der hat nachgemessen und festgestellt, dass die Erde „nachgeht“. Und das muss korrigiert werden, wo kämen wir denn da hin. Schaltsekunden sind nämlich eine eher neumodische Angelegenheit, die erste gab es 1972. Was das Ganze soll? Bis in die Sechzigerjahre war die Sekunde an die Rotation der Erde um ihre eigene Achse gebunden: Die Länge eines mittleren Sonnentages wurde auf 86’400 Sekunden festgelegt.
Sekunde ist länger geworden
Allerdings unterliegt die Rotationsgeschwindigkeit der Erde wegen Wind- und Meeresströmungen und Gezeitenkräften gewissen Schwankungen. Mal drehte sie sich schneller, mal langsamer. So änderte sich im Lauf der Zeit auch die Dauer der Sekunde – ohne dass das in jemand gross mitbekam. Mit unserer immer präziser arbeitenden Technik konnte man das aber nicht länger auf sich beruhen lassen.
Seit 1967 haben die Menschen sozusagen zwei Uhren. Die eine orientiert sich am Lauf der Planeten. Die andere zählt ununterbrochen die unbestechlich gleichmässigen Oszillationen eines Cäsium-Atomkerns. Denn seit 1967 orientiert man sich in der offiziellen Zeitmessung an Atomuhren. Seitdem fallen selbst minimale Schwankungen in der Rotationsgeschwindigkeit der Erde plötzlich auf. Im Voraus bestimmen kann man sie aber nicht. Und wenn dann Atomzeit und Astronomische Zeit auseinander zu driften drohen, wird eben schnell eine Schaltsekunde eingefügt.
Die 35. Schaltsekunde
Die vom Sonntag wird die 35. sein und das Gleichmass der Uhren wieder herstellen. Nicht alle sind über die relativ unvorhersehbar eingefügten Extrasekunden wirklich erfreut. Denn das Ganze kann zu Synchronisationsproblemen führen. Das hat wiederum zu einer engagierten Diskussion darüber geführt, ob man die Schaltsekunden nicht bitte einfach wieder abschaffen kann. Man kann ja auch alles etwas zu genau nehmen.
2015 könnte das zuständige Gremium der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) die Abschaffung beschliessen. Dann wäre die heute Nacht eingefügte Sekunde die letzte ihrer Art.